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Eine umfassende Untersuchung zeigte, dass eine medikamentöse Behandlung der Behandlung mit Verhaltenstherapie oder klinischer Betreuung überlegen ist. Eine multimodale Behandlung (kombinierte Behandlung mit Medikamenten und Verhaltenstherapie oder klinischer Betreuung) scheint am erfolgversprechendsten.12
1.1. Achtsamkeitsbasierte Verhaltenstherapie (Mindfulness Based Cognitive Therapy, MBCT) (+++)¶
Laut einer Metastudie fand jede der 13 analysierten Untersuchungen Verbesserungen der ADHS-Symptomatik durch achtsamkeitsbasierte Interventionen.3 Weitere Studien kamen zu vergleichbaren Ergebnissen.45
Eine kombinierte MBCT / MBSR – Therapie bewirkte bereits nach 8 Wochen eine erhöhte Aktivität und Konnektivität des PFC, des cingulären Cortex, der Insula und des Hippocampus bei gestressten, ängstlichen und gesunden Menschen. Die Verbesserungen entsprachen dem, was bei langanhaltender Meditationspraxis erreicht werden kann. Die funktionale Aktivität der Amygdala verringerte sich und die Konnektivität der Amygdala mit dem PFC wurde verbessert. Zudem erfolgte die Deaktivierung der Amygdala nach emotionalen Reizen schneller.6 Weitere Untersuchungen bestätigen diese Ergebnisse.78
Eine zusätzliche MBCT-Behandlung bewirkte 6 Monate nach Beendigung der Therapie eine signifikant größere Symptomverbesserung als herkömmliche Behandlungsmethoden allein.9
Achtsamkeitsmeditation verringerte das Cortisol- und Entzündungsniveau und erhöhte die Telomerase, was Verhaltensänderungen durch stressbedingte Telomerverkürzung entgegenwirkt.10
Achtsamkeitsbasierte Behandlung verbesserte bei ADHS die Kernsymptome der Aufmerksamkeitsprobleme und der Hyperaktivität.11
Eine Metastudie von 32 Untersuchungen ergab eine Evidenz für eine Effektivität von achtsamkeitsbasierter Verhaltenstherapie (dort: Mindfulness) bei ADHS.12
Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) zur Behandlung von ADHS sollte auf ADHS zugeschnitten sein. Andernfalls kann eine Kognitive Verhaltenstherapie für ADHS-Betroffene zu einer wenig hilfreichen und negativ überwältigenden Erfahrung führen.13
Eine Metastudie von 32 Untersuchungen ergab bei der Mehrheit positive Ergebnisse für kognitive Verhaltenstherapie bei ADHS.12
Eine Metastudie fand Vorteile einer kognitiven Verhaltenstherapie bei ADHS in der Elternbeurteilung, weniger aber in der Reduktion funktioneller Symptome.14
Laut Barkley wirkt kognitive Verhaltenstherapie bei Kindern mit ADHS nicht.15
Bei kleinen Kindern ist eine Behandlung der Eltern wesentlich wirksamer.
Patienten zwischen 7 und 6 Jahren mit ASS sowie Angst oder Zwang sprachen nach einer Studie 4 mal häufiger auf eine kognitive Verhaltenstherapie an, wenn komorbid ADHS vorlag.16
Kognitive Verhaltenstherapie ist ehesten in Bezug auf durch ADHS verursachte Selbstwertprobleme17 und bei Defiziten im Sozialverhalten geeignet.
Verschiedene Therapieformen verbesserten bei ADHS laut einer Metastudie verschiedene Symptome (SMD: standard mean difference; höher ist besser: bis 0,5 niedrig bis mittel, bis 1 mittel bis hoch, ab 1 hoch)18
Depression
Kognitive Verhaltenstherapie (mittlere bis größere Effektstärke)
0,52 SMD im Follow-up im Gruppenvergleich
0,74 SMD im Follow-up subjektiv für Betroffenen
Neurofeedback
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv etwas besser wirksam als Kognitive Verhaltenstherapie
DBT
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv mäßig wirksam, schlechter als Kognitive Verhaltenstherapie
MBSR
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv mäßig wirksam, noch schlechter als DBT
Angstsymptome
Kognitive Verhaltenstherapie (mittlere bis größere Effektstärke)
0,73 SMD im Follow-up im Gruppenvergleich
0,74 SMD im Follow-up subjektiv für Betroffenen
Neurofeedback
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv langfristig besser wirksam als Kognitive Verhaltenstherapie
MBSR
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv mäßig wirksam, langfristig unwirksam
DBT
völlig unwirksam
Selbstwert
Kognitive Verhaltenstherapie (mittlere bis größere Effektstärke)
im Gruppenvergleich unwirksam
1,404 SMD im Follow-up subjektiv für Betroffenen
Neurofeedback
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv langfristig besser wirksam als Kognitive Verhaltenstherapie
MBSR
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv mäßig wirksam, langfristig unwirksam
DBT
völlig unwirksam
Lebensqualität
Kognitive Verhaltenstherapie (mittlere bis größere Effektstärke)
im Gruppenvergleich unwirksam bis gering wirksam
0,57 SMD im Follow-up subjektiv für Betroffenen
MBSR
subjektiv kurzfristig sehr gut
DBT
im Gruppenvergleich kurzfristig sehr gut, langfristig unwirksam
Eine Metastudie von 32 Untersuchungen ergab eine Evidenz für einen Nutzen von gruppenbasierter DBT bei ADHS.12
Eine Studie fand, dass DBT-Skill-Training insbesondere bei externalisierenden Betroffenen gut wirkt.21
Eine digitale Form der DBT zeigte sich bei Kindern mit ADHS hilfreich22
Verschiedene Therapieformen verbesserten bei ADHS laut einer Metastudie verschiedene Symptome (SMD: standard mean difference; höher ist besser: bis 0,5 niedrig bis mittel, bis 1 mittel bis hoch, ab 1 hoch)18
Depression
Kognitive Verhaltenstherapie (mittlere bis größere Effektstärke)
0,52 SMD im Follow-up im Gruppenvergleich
0,74 SMD im Follow-up subjektiv für Betroffenen
Neurofeedback
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv etwas besser wirksam als Kognitive Verhaltenstherapie
DBT
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv mäßig wirksam, schlechter als Kognitive Verhaltenstherapie
MBSR
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv mäßig wirksam, noch schlechter als DBT
Angstsymptome
Kognitive Verhaltenstherapie (mittlere bis größere Effektstärke)
0,73 SMD im Follow-up im Gruppenvergleich
0,74 SMD im Follow-up subjektiv für Betroffenen
Neurofeedback
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv langfristig besser wirksam als Kognitive Verhaltenstherapie
MBSR
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv mäßig wirksam, langfristig unwirksam
DBT
völlig unwirksam
Selbstwert
Kognitive Verhaltenstherapie (mittlere bis größere Effektstärke)
im Gruppenvergleich unwirksam
1,404 SMD im Follow-up subjektiv für Betroffenen
Neurofeedback
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv langfristig besser wirksam als Kognitive Verhaltenstherapie
MBSR
im Gruppenvergleich unwirksam
subjektiv mäßig wirksam, langfristig unwirksam
DBT
völlig unwirksam
Lebensqualität
Kognitive Verhaltenstherapie (mittlere bis größere Effektstärke)
im Gruppenvergleich unwirksam bis gering wirksam
0,57 SMD im Follow-up subjektiv für Betroffenen
MBSR
subjektiv kurzfristig sehr gut
DBT
im Gruppenvergleich kurzfristig sehr gut, langfristig unwirksam
Viele Betroffene verbrachten ihr gesamtes Leben unter (unrichtigen) Vorwürfen wie “ihr mangelnder Antrieb sei Ausdruck von Faulheit”, oder “ihre Unfähigkeit zu sozial angepasstem Verhalten sei Bosheit” (weil die Macht der impulsiven Durchbrüche verkannt wurde). Die Furcht vor weiterem missverstanden werden erschwert es erheblich, sich auf eine therapeutische Beziehung einzulassen.24
EMDR
Bei der Therapie von Trauma ist EMDR eine anerkannte Therapieoption.26 EMDR nutzt eine bilaterale (abwechselnde) Aktivierung der beiden Körperhälften durch waagerechte Augenbewegungen, abwechselnde akustische Signale an das linke / rechte Ohr oder Berührungen an der linken und rechten Körperhälfte. Eine Untersuchung belegt, dass die bilaterale Aktivierung des Körpers zu einer Verringerung der Aktivierung des PFC führt.27 Da EMDR-ähnliche Therapieformen wie Emoflex28 bei ADHS gute Erfolge bringen sollen, könnten diese Ergebnisse der genannten Studie auf ADHS übertragbar sein. Darauf deutet auch ein Einzelfallbericht hin, bei dem ein ADHS-Betroffener erfolgreich mit EMDR behandelt worden sei.29
Dennoch ist davor zu warnen, EMDR sei eine für alle ADHS-Betroffene geeignete Therapieform. Wir gehen davon aus, dass ADHS-Betroffene mit traumatischen Erfahrungen von einer Traumatherapie auch in Bezug auf ihre ADHS-Symptomatik profitieren können, da Traumata als eine mögliche Mitursache von ADHS betrachtet werden können. Daraus kann jedoch nicht abgeleitet werden, dass EMDR für alle ADHS-Betroffenen sinnvoll wäre. Und sind keine Studien bekannt, die in diese Richtung deuten.
Vorbereitung und positive Stabilisierung
Was ist heute an guten Dingen, was an schlechten Dingen / Belastungen bewusst?
Bewertung
Der belastenden Erinnerung wird eine jetzige negative Umschreibung (z.B.: Ich bin wehrlos) und eine zukünftige positive Umschreibung (z.B.: Ich kann mich schützen) zugewiesen.
Desensibilisierung
Die belastende Wahrnehmung wird aufgerufen und unter Begleitung von bilateralen Stimulationen (idR 24 Items einer schnellen rechts-links-abwechselnden Stimulation, visuell – Augenbewegungen links / rechts / links, auditiv – akustisches Signal linkes/rechtes Ohr, sensorisch – Körperberührung an linker/rechter Körperseite) bei freier Assoziation so lange durchgearbeitet, bis die körperlichen / seelischen Belastungen nicht mehr wahrnehmbar sind. Die Geschwindigkeit wird an die Reaktionen des Patienten angepasst.
Verankerung
Anstelle der negativen bisherigen wird eine positive neue Gedankenbasis verankert und trainiert. Langsame bilaterale Bewegungen, ca. 60 / Minute.
Körpertest
Sicherung, dass bei Erinnerung an die belastende Situation keine negativen Empfindungen mehr auftreten.
Abschlussbesprechung
u.a. Hinweis darauf geben, dass Nachwirkungen entstehen können, z.B. in Träumen.
Erfolgskontrolle und Zukunftsorientierung
Eine detaillierte Darstellung von EMDR-Therapie anhand von Beispielfällen findet sich bei Schubbe.31
Emoflex32
Anmerkung: Emoflex eine geschützte Marke. Berichte über Therapieformen, die mit Schutzrechten vermarktet werden, sollten stets besonders kritisch betrachtet werden, da hier Marketinginteressen eine Rolle spielen können.
Emoflex ist eine Adaption der EMDR-Technik für ADHS.
Markengeschütze Therapiemethoden
Markenschutz auf Therapiemethoden mag für den Markeninhaber wirtschaftlich sinnvoll sein. Die Wirksamkeit von EMDR (auch) bei ADHS ist jedoch unabhängig davon, ob die Therapie einen Markennamen trägt oder ob sie “lediglich” die zu Grunde liegenden therapeutisch wirksamen Methoden (die niemals markenrechtlich schützbar sind) anwendet.
Eine Metastudie von 32 Untersuchungen ergab eine Evidenz für einen Nutzen von Hypnotherapie bei ADHS.33 Eine andere, weniger umfassende Metastudie kam zu keinem Ergebnis.14
Bei Kindern mit Lernstörungen und ADHS zeigte ein Mentoring Verbesserungen von Selbstvertrauen und sozialen Beziehungen, und beugte der Entwicklung von depressivem Verhalten vor.34
Eine kleine Untersuchung fand, dass ein Training mit Zeitschätzungsaufgaben die kognitiven Symptome von Erwachsenen mit ADHS-HI verbesserte. Die kortikale Aktivität in den Bereichen, die mit Aufmerksamkeit und Gedächtnis zusammenhängen, nahm erheblich zu.35
insbesondere in Bezug auf familiäre und Gruppenprobleme bei ADHS geeignet. Geeignet in Bezug auf familiäre Konflikte bei ADHS-betroffenen jüngeren Kindern.
In Bezug auf die Ursachen der ADHS-Symptome bei den Betroffenen selbst kaum wirksam.
Bei ADHS ohne Komorbiditäten bedingt bis wenig geeignet
Geeignet für ADHS-Betroffene, bei denen prägende Erfahrungen aus der Kindheit das Stresslevel deutlich antreiben. Bei diesen liegen neben dem ADHS meist komorbide Traumata oder Probleme aus dem Spektrum von Borderline etc. vor. In diesen Fällen kann eine tiefenpsychologische Aufarbeitung sehr sinnvoll sein.
bei ADHS bedingt geeignet
Gesprächstherapie kann bei der Bewältigung der ADHS-Folgeprobleme unterstützen.
In Bezug auf die Ursachen der ADHS-Symptome selbst dürfte sie dagegen kaum wirksam sein.
Fallbeispiel bei Krause.36
11. Arbeitsgedächtnistraining / Cognitive Working Memory Training (CWMT) (o)¶
Eine großangelegte Metastudie fand keine ausreichenden Belege für eine Wirksamkeit von kognitivem Training bei ADHS.37 Eine weitere Untersuchung bestätigte dies.38
Eine andere Metastudie von 18 Studien zu kognitivem Training bei Schulkindern und Jugendlichen mit ADHS fand bei 13 von 18 Studien positive Effekte. 7 von 9 Studien fanden diese auch in einer Nachuntersuchung, was auf langfristige Verbesserungen hindeutet.39
Eine weitere Metastudie fand Hinweise auf mögliche Vorteile von kognitivem Training auf das Arbeitsgedächtnis, jedoch überwiegend keine Verbesserungen der ADHS-Symptomatik im Eltern- oder Lehrerrating.14
Mehrere kleinere Untersuchungen fanden Hinweise, dass ein Arbeitsgedächtnistraining mithelfen könnte, die Symptome von ADHS zu verringern.404142434445
Eine hohe Trainingsintensität (insgesamt 14 Stunden innerhalb 5 Wochen) soll die Dichte von D1-Dopaminrezeptoren im PFC erhöhen,46 was zu einer signifikanten Reduktion der Symptome Aufmerksamkeit und Impulsivität führe.47
Ein RCT fand bei Erwachsenen mit ADHS moderate Verbesserungen durch ein exekutives Arbeitsgedächtnistraining.48
Das Arbeitsgedächtnis benutzt für verschiedene Inhalte (Zahlenreihen, Gesichter, Namen, Ziele) unterschiedliche Gehirnareale. Das Training eines spezifischen Arbeitsgedächtnisbereichs (z.B. Zahlenreihen) hat daher kaum Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses für Namen.
Untersuchungen fanden keinen Nutzen eines Trainings der Exekutivfunktionen bei ADHS.49 Ein anderes Exekutiv-Funktions-Training (EXAT) wirkte laut einer Untersuchung bei ADHS besser als bei Epilepsie.50
2 verschiedene Exekutiv-, Aufmerksamkeits- und motorische Trainings bei Kindern von 4 bis 5 Jahren wurden als gleich wirksam befunden.51
Eine Metastudie über Exekutivfunktionstraining bei Vorschulkindern berichtet keine Vorteile für Nichtbetroffene, erwähnt aber Vorteile für ADHS-Betroffene.52