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Bei ADHS-Betroffenen treten die folgenden psychiatrischen Störungen häufig zusätzlich (komorbid) auf, absteigend sortiert nach Häufigkeit bei ADHS (in % der ADHS-Betroffenen) gegenüber der Häufigkeit bei Nichtbetroffenen.
Bei Erwachsenen mit den höchsten 10 % der ADHS-Symptom-Ausprägung nach ADHS-E traten Belastungen durch psychische Beschwerden 6,99-fach häufiger auf als bei Nichtbetroffenen.1
Die Prozentzahlen in den Überschriften benennen die Häufigkeit der Komorbidität bei ADHS. Beispiel: 70 bis 80 % der ADHS-betroffenen Kinder leiden an Schlafstörungen, gegenüber 35 bis 40 % der Kinder ohne ADHS.
Eine Studie fand bei 51,8 % der ADHS-Betroffenen eine oder mehrere komorbide psychische Erkrankungen.2
1.1. Schlafstörungen bei Kindern mit ADHS - 70 bis 80 % (ggüber 35 bis 40 % = + 100 %)¶
70 – 80 %3; 73,3 % (28,5 % leichte plus 44,8 % mittlere und schwere),45 doppelt so häufig wie bei nicht betroffenen Kindern67
Zur Behandlung von Schlafstörungen ⇒ Schlafprobleme bei ADHS.
Eine Metastudie fand bei rund 33 % aller Narkolepsiebetroffenen zugleich ADHS.8
Narkolepsie geht mit einem verringerten Dopaminspiegel in der Gehirnflüssigkeit einher. Dies deckt sich mit dem bei ADHS bestehenden Dopaminmangel. Bei Hunden mit Narkolepsie wurden dagegen erhöhte Dopaminspiegel in der Amygdala und erhöhte Noradrenalinspiegel im oralen pontinen Retikularkern gefunden. Gleichwohl sprechen die Hunde auf Stimulanzien an, die Dopamin und Noradrenalin erhöhen.9
Kooij sieht bei 43 % der ADHS-Betroffenen Schlafstörungen (Einschlafsstörung oder Durchschlafstörung).10
bei erwachsenen ADHS-Betroffenen: 11,3 %11 bis 29 %12
bei Nichtbetroffenen: 2,3 %11
= das 5-fache bis 12-fache Risiko
Nash unserer Erfahrung liegt die Quote der Schlafstörungen bei Erwachsenen mit ADHS deutlich höher. Von den 670 erwachsenen ADHS-Betroffenen (mit ärztlicher Diagnose) des ADxS.org Online-Symptomtests zeigten 69 % Schlafprobleme, gegenüber 39 % bei den 159 nach eigener Angaben sicher nicht Betroffenen (Stand 01.03.2022).
Eine Metastudie fand bei rund 33 % aller Narkolepsiebetroffenen zugleich ADHS.8
Die Entwicklungsbezogene motorische Koordinationsstörung (Developmental coordination disorder, DCD) trete bei 47 % der ADHS-Betroffenen auf.1314
Eine Kombination von ADHS und DCD stellt meist einen schwereren Phänotyp dar. Trotz einiger gemeinsamer neuronaler Merkmale scheinen ADHS und DCD eine getrennte Ätiologie zu besitzen.14
Diagnostische Kriterien nach DSM 5:
Das Erlernen und Ausführen koordinierter motorischer Fertigkeiten liegt (wenn die Möglichkeit zum Erlernen der Fertigkeiten gegeben ist) unter dem für das Alter erwarteten Niveau.
Die motorischen Schwierigkeiten beeinträchtigen in erheblichem Maße die Aktivitäten des täglichen Lebens und wirken sich auf die schulische Leistung, die vorberuflichen und beruflichen Aktivitäten sowie auf Freizeit und Spiel aus.
Der Beginn liegt in der frühen Entwicklungsphase.
Die Schwierigkeiten in der Motorik kann ein Arzt nicht besser durch eine intellektuelle Verzögerung, eine Sehbehinderung oder andere neurologische Erkrankungen erklären, die die Bewegung beeinträchtigen.
Die Verzögerung liegt in der Regel im Erwerb der motorischen Fähigkeiten. Motorische Meilensteine sind oft nicht verzögert.
Dysphorie bei Inaktivität ist ein originäres ADHS-Symptom und kein Symptom einer Depression. Eine antidepressive Behandlung von Dysphorie bei Inaktivität wäre ein Kunstfehler. ⇒ Depression und Dysphorie bei ADHS
Von 70 Erwachsenen mit ADHS hatten 60,7 % in ihrem Leben eine affektive Störung gehabt, gegenüber 25,7 % der Nichtbetroffenen.16
nach einer großen schwedischen Kohortenstudie bei 42,28 % (Männer: 35,60 %; Frauen: 40,27 %) der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 4,69 % (Männer: 3,55 %; Frauen: 5,87 %) der Nichtbetroffenen.17
nach einer anderen Kohortenstudie bei 29,9 % (über die gesamte Altersspanne) und 55,7 % ggüber 24,3 % in einer kleinen Studie an Erwachsenen.16 18
eine norwegische Kohortenstudie fand Majore Depression bei 24,5 % (Männer: 20,3 % Frauen: 28,8 %) der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 5,8 % (Männer: 4 %; Frauen: 7,6 %) der Nichtbetroffenen.19
Eine einfache Umfrage von www.adhs-chaoten.net, an der 73 Betroffenen teilnahmen, ergab, dass eine Mehrheit an saisonalen Herbst-Winterdepressionen leide.23 Diese ist ganz regelmäßig Folge eines Vitamin D3-Mangels. ⇒ Vitamin D3
bei erwachsenen ADHS-Betroffenen: 61,8 %11;
Depressionen (40 bis 60 %)24; 25 %12
Die Bevölkerungsprävalenz der Majoren Depression liege bei 7,8 %. ADHS-Betroffene haben eine Prävalenz von 18,6 %, mithin 2,4-fach erhöht.28
Bei Erwachsenen mit den höchsten 10 % der ADHS-Symptom-Ausprägung nach ADHS-E treten Belastung durch Depressionen 6,68-fach häufiger auf als bei Nichtbetroffenen.1
Eine Metastudie fand Depression bei ADHS-Betroffenen und Nichtbetroffenen:29
in der Gesamtbevölkerung bei
8,6 % bis 55 % der ADHS-Betroffenen ggüber 1,2 % bis 12,5 % der Nichtbetroffenen
in klinischen Fällen bei
15,4 % bis 39,7 % der ADHS-Betroffenen ggüber 5,8 % bis 39,6 % der Nichtbetroffenen
Frauen mit ADHS hatten ein 3,69-faches Risiko einer Depression. Frauen mit ADHS, die hormonell verhüteten (“Pille”), hatten ein 5,19-faches Risiko einer Depression.30
Zyklothymes affektives Temperament und wenig positiv eingestellte Bewältigungsstrategien sind Prädiktoren für komorbide depressive Symptomatik bei Erwachsenen mit ADHS31
Aggressives Verhalten ist kein originäres Symptom von ADHS-HI. Aggressivität kann ein Ausdruck von Stress sein, doch nicht jeder Mensch reagiert auf Stress mit Aggressivität, auch nicht jeder, der Stress eher externalisiert.
Für eine reine Komorbidität spricht unter anderem, dass ADHS-unspezifische Medikamente wie Risperidon lediglich Aggressivität, nicht aber ADHS-Symptome verringern, während MPH (Methylphenidat) die Symptome von ADHS und ODD gleichermaßen lindern kann.35
Selbstregulierungsdefizite einer durch starke Emotionen hervorgerufenen physiologischen Erregung
Schwierigkeiten der Hemmung unangemessenen Verhaltens als Reaktion auf positive oder negative Emotionen
Probleme bei der Neuausrichtung der Aufmerksamkeit bei starken Emotionen
Desorganisation der Verhaltenskoordination als Reaktion auf emotionale Aktivierung
DESR unterscheidet sich von der anhaltenden und schweren aggressiven Gereiztheit, die bei der pädiatrischen bipolaren Störung häufig ist.40 Die abnormen Stimmungen der bipolaren Störung beruhen nicht auf mangelhafter Selbstkontrolle und umfassen weitere Stimmungskriterien nach DSM-IV.
DESR ist mit keinem erhöhten Risiko einer bipolaren Störung verbunden.41
In Untersuchungen wurde bei 44 %41 bis 55 %42 der ADHS-Betroffenen DESR festgestellt, dagegen nur bei 2 % der Nicht-Betroffenen.41
DESR wird diagnostiziert, wenn die Betroffenen auf den 3 Skalen Angst / Depression (intensive Emotionen), Aggression und Aufmerksamkeit (Impulsivität) der Child Behavioural Check List (CBCL) zwischen 180 und 210 Punkten erzielten (im Schnitt zwischen 60 und 70 je Skala). Werte über 210 Punkte werden nicht mehr als DESR, sondern als schwerere Formen affektiver Störungen (Störungen der Stimmungs- und Verhaltensfehlregulation) bezeichnet. Durch die definierten Diagnosekriterien von DESR, die ohne einen hohen Score auf der Aggressionsskala nicht zu erreichen sind, dürfte die Diagnose von DESR auf den ADHS-HI-Subtyp beschränkt sein, der auf empfundenen Stress phänotypisch eher mit Aggression reagiert.
Die CBCL-Skala für aggressives Verhalten bewertet:43
Streitet oder widerspricht viel
Gibt an, schneidet auf
Ist roh oder gemein zu anderen, schüchtert sie ein
Verlangt viel Beachtung
Macht seine eigenen Sachen kaputt
Macht Sachen kaputt, die den Eltern, Geschwistern oder anderen gehören
Gehorcht zu Hause nicht
Gehorcht in der Schule nicht
Ist leicht eifersüchtig
Gerät leicht in Raufereien, Auseinandersetzungen
Greift andere körperlich an
Schreit viel
Produziert sich gerne oder kaspert herum
Ist störrisch, mürrisch oder reizbar, lässt sich von anderen leicht ärgern
Zeigt plötzliche Stimmungs- und Gefühlswechsel
Redet zu viel
Hänselt andere gerne
Hat Wutausbrüche oder ein hitziges Temperament
Bedroht und schikaniert andere oder schüchtert sie ein
Ist ungewöhnlich laut
Nach unserer Einschätzung zielen alle Fragethemen vorrangig auf den Subtyp ADHS-HI (mit Hyperaktivität) ab, während lediglich die Fragethemen 7, 8, 9, 14 und 15 auch zum den Subtyp ADHS-I passen, aber (dessen) mögliche Symptome einer nach innen gerichteten emotionalen Intensität nicht zielgerichtet abfragen. Beim vorwiegend unaufmerksamen Subtyp (ADHS-I) treten kaum externalisierende Symptome wie Aggressionen oder oppositionelles Trotzverhalten auf.44 Nach unserem Verständnis internalisiert der ADHS-I-Subtyp empfundenen Stress und reagiert nicht vorrangig aggressiv.
DESR kann somit nur bei ADHS-HI- und ADHS-C-Betroffenen auftreten, nicht bei ADHS-I.
Wir gehen davon aus, dass auch ADHS-I-Betroffene an emotionaler Dysregulation leiden, die sich nur eben nicht oder selten als Aggression äußert. Diese Wahrnehmung bestätigte eine ADHS-Therapeutin in einem persönlichen Gespräch.
Folglich dürften deutlich mehr als 44 bis 55 % aller ADHS-Betroffenen an emotionaler Dysregulation leiden, wobei die Ausdrucksformen sich sehr unterscheiden können.
Auch hierzu wären Untersuchungen wünschenswert, die die Subtypen und die für diese jeweils phänotypischen Ausdrucksarten intensiver Emotionen (ADHS-HI: Externalisierung / ADHS-I: Internalisierung) berücksichtigen.
bei ADHS-betroffenen Kindern: 39,3 %42; explizit für ODD: (35 %)22
unter ADHS-Betroffenen haben 30 bis 50 % eine komorbide ODD oder CD.38
Biedermann nennt eine ODD-Prävalenz bei Kindern mit ADHS von 60 %.45 Dies halten wir für übersetzt. Das könnte unseres Erachtens allenfalls bei Betrachtung alleine von Jungen mit starkem ADHS-HI zutreffen. Zudem wird die ODD-Prävalenz von Jungen mit 55 % und von Mädchen mit 30 % angegeben, was nicht zur Gesamtprävalenz passt. Bei Erwachsenen nennt Biederman für die Gesamtheit der Sozialverhaltensstörungen bei ADHS eine Prävalenz von 30 %.45
ODD 26,1 % im Iran bei Kindern zwischen 6 und 18 Jahren.37
bei Nichtbetroffenen: 3,9 %11
= das 10-fache Risiko
ODD bezieht sich vornehmlich auf ADHS-HI (mit Hyperaktivität) und weniger auf ADHS-I-Betroffene (ohne Hyperaktivität), da Hyperaktivität Ausfluss eines externalisierenden Stressreaktionsmusters ist, während ADHS-I Ausfluss eines nach innen gerichteten Stresses (tot stellen, flüchten) ist. ⇒ Die Subtypen von ADHS: ADHS-HI, ADHS-I, SCT und andere
ODD (Oppositonal Defiant Disorder) verstehen wir als reine Komorbidität zu ADHS, also nicht als ADHS-Symptomatik.
Steinhausen beschreibt Störungen des Sozialverhaltens einerseits als die häufigste Komorbidität von ADHS,46 bezeichnet die Komorbidität andererseits auf Seite 174 als Subtyp von ADHS.
Abgesehen davon, dass Schlafstörungen deutlich häufiger sein dürften, betrachten wir ODD aufgrund der Abgrenzbarkeit der genetischen Grundlage nicht als Subtyp.
Für Störungen des Sozialverhaltens wie auch ADHS werden (jeweils als eines von mehreren zusammenwirkenden speziellen Genen) ein spezieller Polymorphismus des MAO-A Gens als genetische Mitursache genannt. Hinsichtlich Störungen des Sozialverhaltens scheint dieser Genpolymorphismus jedoch eine sehr viel größere Rolle zu spielen, da er dort sehr viel häufiger genannt wird und ADHS sich auch ohne eine Beteiligung dieses Gens (durch Zusammenwirken anderer Gene) manifestieren kann. Bei ADHS wird das MAO-A-Gen stets bei einer Teilmenge von Betroffenen genannt, die zugleich an Verhaltensstörungen leiden.
Für eine reine Komorbidität spricht weiter, dass ADHS-unspezifische Medikamente wie Risperidon lediglich Aggressivität, nicht aber ADHS-Symptome verringern, während MPH (Methylphenidat) die Symptome von ADHS und ODD gleichermaßen lindern kann.35
ODD korreliert mit keinem der Symptomwirkkreise des Dual / Triple-Pathway-Modells, hat also zumindest insoweit eine andere neurologische Grundlage.47
Symptome Oppositionelle Trotzstörung (ODD):
Häufige und anhaltende Trotzhaltung oder Ungehorsam gegenüber Autoritätspersonen
Streitlustig und leicht reizbar oder verärgert
Vorsätzliche Versuche, andere zu ärgern oder sich rachsüchtig zu verhalten
Schwierigkeiten, Regeln zu befolgen und ein Muster von negativem, feindseligem und trotzigem Verhalten zu zeigen
5.3. Störungen des Sozialverhaltens / Conduct Disorder (CD)¶
Betroffene einer Störung des Sozialverhaltens haben das 21-fache Risiko (gegenüber Nichtbetroffenen), zugleich an ADHS zu leiden.48
Störungen des Sozialverhaltens und Aggressionsstörungen haben eine eigene genetische Disposition in einem bestimmten Polymorphismus des MAO-A-Gens. ⇒Wie ADHS entsteht: Gene oder Gene + Umwelt
Biedermann nennt eine CD-Prävalenz bei Kindern mit ADHS von 16 % (Jungen 18 %, Mädchen 8 %).45
Die Prävalenz von Conduct Disorder wurde von einer iranischen Studie festgestellt mit:49
bei Kindern von 6 bis 9 Jahren mit 0,58 %
bei Jugendlichen von 10 bis 14 Jahren mit 0,57 %
bei Jugendliche von 15 bis 18 Jahren mit 1,22 %
32 % erfüllten zugleich die Kriterien von ADHS, 55 % die Kriterien einer ODD.
Symptome von Verhaltensstörung (CD):
Aggressives oder gewalttätiges Verhalten
Häufige körperliche Auseinandersetzungen
Schädigung von Menschen oder Tieren
Mobbing oder Grausamkeit
antisoziales Verhalten
Häufige Missachtung der Rechte anderer
wiederkehrende und anhaltende Muster von Schwierigkeiten bei der Akzeptanz von Normen
Zerstörung von Eigentum
Beteiligung an Diebstählen
betrügerisches Verhalten
Lügen
Fehlen von Reue oder Schuldgefühlen für das eigene Handeln
Die Bevölkerungsprävalenz von Angststörungen liege bei 19,5 %. ADHS-Betroffene haben eine Prävalenz von 47,1 %, mithin rund 2,4-fach erhöht.28
Es fand sich keine genetische Überlappung von ADHS und Angststörungen. Gene, die mit hoher Intelligenz korrelierten, zeigten einen Schutzfaktor gegen ADHS, nicht jedoch gegenüber Angststörungen.50
9.1. Angststörungen bei Kindern - 25 bis 38 % (ggüber 10 %)¶
bei Nichtbetroffenen rund 10 %54
= das 3-fache Risiko
Angststörungen und ADHS scheinen sich gegenseitig zu verstärken. Eine Behandlung von Angst oder AD(HS verringert auch die Symptome der jeweils anderen Störung.55
Eine generalisierte Angststörung verdreieinhalbfachte das Risiko von ADHS, während ADHS das Risiko einer generalisierten Angststörung vervierfachte.56
40 bis 85 % der Kinder mit einer Angststörung hatten auch ADHS57
9.2. Angststörungen bei Erwachsenen - 44 % (ggüber 4,9 %)¶
Eine Angststörung fand sich nach einer großen schwedischen Kohortenstudie bei 44,65 % (Männer: 37,02; Frauen: 55,74 %) der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 4,89 % (Männer: 3,64 %; Frauen: 6,19 %) der Nichtbetroffenen.17 Eine norwegische Registerstudie fand Prävalenzen von bei 22,2 % (Männer: 18,2; % Frauen: 26,3 %) der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 5 % (Männer: 3,3 %; Frauen: 6,7 %) der Nichtbetroffenen.19
Andere Quellen nennen eine Prävalenz von 42 % bzw. 20 bis 60 % bei Erwachsenen mit ADHS24; 19 % Angststörungen und 15,5 % phobische Erkrankungen12
Bei erwachsenen psychiatrischen klinischen Patienten mit ADHS: 25 %51 bis 28,6 %32
Von 70 Erwachsenen mit ADHS hatten 34,3 % in ihrem Leben eine Angststörung, gegenüber 25,7 % der 70 Nichtbetroffenen.16
Angststörungen und ADHS scheinen sich gegenseitig zu verstärken. Eine Behandlung von Angst oder AD(HS verringert auch die Symptome der jeweils anderen Störung.55
bei Nichtbetroffenen: 2 %25
= das 3- bis 12-fache Risiko
Von 70 Erwachsenen mit ADHS hatten 2,9 % in ihrem Leben eine generalisierte Angststörung, gegenüber 1,4 % der 70 Nichtbetroffenen.16
9.2.2. Sozialphobie - 5 bis 29,3 % (ggüber 3,5 bis 10 %)¶
Erwachsene mit ADHS gesamt: 3,5 %; Frauen 2,5 %, Männer 4,4 %; ADHS-I 3,3 %, ADHS-C 3,0 %, ADHS-HI 7,5 %27
Von 70 Erwachsenen mit ADHS hatten 18,6 % in ihrem Leben eine Sozialphobie, gegenüber 10 % der 70 Nichtbetroffenen.16
Eine soziale Angststörung fand sich bei 22,8 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 6,6 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben.26
Die Bevölkerungsprävalenz der Sozialphobie liege bei 7,8 %. ADHS-Betroffene haben eine Prävalenz von 29,3 %, mithin knapp 3,8-fach erhöht.28
9.2.3. Panikstörung - 1,9 bis 4,3 % (ggüber 2,9 %)¶
Erwachsene mit ADHS gesamt: 1,9 %; Frauen 2,9 %, Männer 2,4 %; ADHS-I 2,1 %, ADHS-C 2,5 %, ADHS-HI 7,5 %27
Von 70 Erwachsenen mit ADHS hatten 4,3 % in ihrem Leben eine Panikstörung, gegenüber 2,9 % der 70 Nichtbetroffenen.16
bei 22 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 7 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben26
Die Bevölkerungsprävalenz der Panikstörung liege bei 3,1 %. ADHS-Betroffene haben eine Prävalenz von 8,9 %, mithin knapp 3-fach erhöht.28
6.1.1. Substanzmissbrauch - 21,9 % bis 35 % (ggüber 2,9 % bis 3,6 %)¶
Substanzmissbrauch (SUD) fand sich nach einer großen schwedischen Kohortenstudie bei 35,12 % (Männer: 39,44 %; Frauen: 30,88 %) der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 3,61 % (Männer: 4,40 %; Frauen: 2,79 %) der Nichtbetroffenen.17
Eine norwegische Kohortenstudie fand Substanzmissbrauch bei 21,9 % (Männer: 27,5 % Frauen: 16,2 %) der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 2,9 % (Männer: 3,6 %; Frauen: 2,1 %) der Nichtbetroffenen.19
Eine andere norwegische Kohortenstudie fand keinen Zusammenhang zwischen ADHS und Alkohol- oder Drogenmissbrauch,59 ebenso wie eine frühere Studie,60 die einen erhöhten Alkohol- und Drogenmissbrauch bei ADHS-Betroffenen nur bei Vorliegen zusätzlicher externalisierenden Störungen feststellte.
Diese Studien stehen indes in deutlichem Widerspruch zur großen Mehrheit der Fachliteratur, die eine deutliche Risikoerhöhung bei ADHS berichtet.
Substanzmissbrauch ist eine häufige Komorbidität von ADHS.5
Von 70 Erwachsenen mit ADHS hatten 17,1 % in ihrem Leben einen Substanzmissbrauch gehabt, gegenüber 2,9 % der Nichtbetroffenen.16
SUD-Betroffene zeigten eine ADHS-Prävalenz von 21 %.61
Unter 153 Suchtbetroffenen (98,7 % Männer) an einer Klinik in Indien fand sich bei 33 % ein ADHS. Die ADHS-Prävalenz war bei bestimmten Süchten unterschiedlich:62
47,6 % der Personen mit Cannabisabhängigkeit
38,8 % der Personen mit Tabakkonsum/Rauchen
33 % der Personen mit Kokainabhängigkeit und
21,5 % der Personen mit Alkoholabhängigkeit.
Bei ADHS-Betroffenen beginnt ein Substanzmissbrauch im Schnitt 3 Jahre früher63
Angemessene Medikation (insbesondere Methylphenidat) verringert die Wahrscheinlichkeit von Sucht oder Substanzmissbrauch bei ADHS.
ADHS-Betroffene mit komorbider Kokainsucht zeigten bei Behandlung mit Stimulanzien eine erhebliche Verringerung des Suchtverhaltens, entsprechend des Rückgangs der ADHS-Symptome.64
6.1.2. Rauchen - 40 bis 45 % (ggüber 22 bis 25 %)¶
bei erwachsenen ADHS-Betroffenen: 40 %65 bis 42 %6667 bis 44,8 %26
gegenüber 22,6 %26 bis 26 % der Nichtbetroffenen (2005),68 demnach ein um 61 % erhöhtes Risiko (unabhängig von der Medikation).
bei erwachsenen psychiatrischen klinischen Patienten mit ADHS sind nikotinabhängig
27 % der Frauen und 32 % der Männer der Gesamtbevölkerung ab 18 Jahren69
= das 1,6-fache Risiko
Erwachsene ADHS-HI-Betroffene: plus 100 % ggüber Nichtbetroffenen70
ADHS-Medikamente, Nikotin (rauchen) und Zink blockieren die (bei ADHS erhöhten) Dopamintransporter (DAT) und reduzieren damit ihre Überaktivität71
6.1.3. Alkoholabhängigkeit (30 bis 39 % ggüber 5 bis 15 %) / Alkoholmissbrauch¶
bei erwachsenen ADHS-Betroffenen zwischen 30 %25, 25 bis 44 %70 und 38,9 %26
wobei wir vermuten, dass sich diese Daten auf stationäre psychiatrische Patienten mit ADHS beziehen.
Eine große norwegische Kohortenstudie fand keinen Zusammenhang zwischen ADHS und Alkohol- oder Drogenmissbrauch,59 ebenso wie eine frühere Studie,60 die einen erhöhten Alkohol- und Drogenmissbrauch bei ADHS-Betroffenen nur bei Vorliegen zusätzlicher externalisierenden Störungen feststellte.
Bei erwachsenen psychiatrischen klinischen Patienten mit ADHS fand eine Studie bei 4,1 % eine Alkoholabhängigkeit.32
bei Nichtbetroffenen: 5 %25 bis 14,6%26
= das 6- bis 8-fache Risiko
Umgekehrt wurde bei n = 153 Alkoholikern bei 43 % eine ADHS in der Kindheit und bei 22 % eine fortbestehende ADHS festgestellt.72 Eine andere Studie fand unter 100 erwachsenen Alkoholabhängigen in Indien bei 19 % eine ADHS-Diagnose.73
Alkohol- / Substanzmissbrauch: Erwachsene mit ADHS gesamt: 1,6 %; Frauen 1,1 %, Männer 2,0 %; ADHS-I 0,9 %, ADHS-C 2,5 %, ADHS-HI 2,5 %27 bis 18,1 %22,6 %26 gegenüber19,3 % bei NIchtbetroffenen26
Von 70 Erwachsenen mit ADHS hatten 8,6 % in ihrem Leben eine Alkoholabhängigkeit, gegenüber 2,9 % der Nichtbetroffenen.16
Die Bevölkerungsprävalenz von Drogenabhängigkeit liege bei 0,6 %. ADHS-Betroffene haben eine Prävalenz von 4,4 %, mithin rund 7,3-fach erhöht.28
Bei erwachsenen psychiatrischen klinischen Patienten mit ADHS haben 7,1 % eine komorbide Drogenabhängigkeit.32
Drogenabhängige haben 4- bis 5-mal so häufig ADHS77
15,5 %78 bis 25 % aller Suchterkrankten haben ADHS79
Bei 11,2 % aller erwachsenen Suchtpatienten, die intravenös Opiode oder intravenös/intranasal Benzodiazepine konsumierten, fand sich ADHS. Dabei war die ADHS-Quote bei Frauen mit 15,3 % höher als bei Männern mit 10,3 %.80
Bei ADHS ist das Risiko einer Substanzabhängigkeit (Sucht) 2- bis 3-mal so hoch wie bei Nichtbetroffenen.81
Bei ADHS ist das Risiko einer Nikotinabhängigkeit bis zu 9-mal so hoch wie bei Nichtbetroffenen.81
ADHS-Betroffene sind in etwa genauso häufig Suchtbetroffene wie Verwandte, die nicht von ADHS betroffen sind.
ADHS-Betroffene haben ein mehr als verdoppeltes Risiko, eine Glücksspielsucht zu entwickeln (5,3 % gegenüber 2,4 %). Ein problematisches Glücksspielverhalten ist unter ADHS-Betroffenen mit 2,4 % 4 mal so häufig wie bei Nichtbetroffenen mit 0,6 %.83
Eine andere Studie fand Spielsucht bei 1,54 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 0,39 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben.26
Eine Studie an n = 97 Spielsüchtigen fand eine ADHS-Quote von 26,0 % und eine ASS-Quote von 29,8 %.84
Eine Studie fand, dass Genvarianten, die mit Substanzkonsum korrelieren, das ADHS-Risiko kausal erhöhen können.85
7. Restless Legs (RLS, Akathisie) - 11 bis 44 % (ggüber 2,6 bis 15,3 %)¶
Eine Metastudie fand RLS bei 11 bis 42,9 % Kindern mit ADHS und bei 20 - 33,0 % der Erwachsenen mit ADHS. In der Gesamtbevölkerung fand sich RLS bei 2,6 bis 15,3 %.86
Eine Studie an ADHS-betroffenen Kindern (6 bis 16 Jahre) fand RLS bei 33,3 %.87 Andere Quellen sprechen von 44 %.88 Eine kleinere Studie an Erwachsenen mit ADHS fand bei 20 % ein RLS, wobei komorbides RLS die ADHS-Symptome erschwerte.89
Kooij sieht bei 30 % bis 40 % der ADHS-Betroffenen RLS.10
Eine Studie fand bei 10 % der ADHS-Betroffenen eine Störung der periodischen Bewegungen der Gliedmaßen (PLMS) (mehr als 5 / Stunde).90 Eine andere Studie fand bei 66 % aller Kinder mit ADHS einen PLM-Index von über 5/Stunde, was ein Marker für RLS ist, während kein ADHS-Nichtbetroffener einen erhöhten PLM-Index aufwies.91 Eine Metastudie fand keine Hinweise auf häufigeres PLMS bei ADHS.92
Bei erwachsenen psychiatrischen klinischen Patienten mit ADHS zeigten 25,5 % ein RLS.32
Eine große Kohortenstudie fand eine starke Korrelation von Restless Legs und ADHS.93
Bei bis zu 26 % der RLS-Betroffenen findet sich ein ADHS.88
Unabhängig von ADHS tritt RLS bei etwa 2 % aller Kinder und Jugendlichen auf, bei 0,5 bis 1 % in mäßiger bis schwerer Form. Bei Erwachsenen betrifft es 5 bis 10 %. Bei 25 % der Betroffenen beginnt die Störung im Alter von 10 bis 20 Jahren.94 Andere Quellen nennen eine Prävalenz für RLS von bis zu 8 %.95
Bei 70 % der Betroffenen ist auch ein Elternteil betroffen.
Ein genetischer Zusammenhang zwischen RLS und ADHS wurde bislang nicht festgestellt. Denkbar wäre eine Beteiligung des BTBD9-Gens, das mit den Eisenspeichern zusammenhängt.
69,4 % der Kinder und Jugendliche mit RLS haben Schlafstörungen (ggüber 39,6 % der Nichtbetroffenen), 80,6 % haben eine Vorgeschichte von “Wachstumsschmerzen” (ggüber 63,2 % der Nichtbetroffenen).95
Gemeinsame Ursachen von RLS und ADHS
7.1. Eisenmangel bei RLS und ADHS
Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass Eisenmangel (S-Ferritinspiegel < 12 ng/ml) gemeinsamen pathophysiologischen Mechanismen bei Patienten mit RLS und Patienten mit ADHS-HI zugrunde liegt.95
Eisen ist ein Cofaktor für die Tyrosinhydroxylase, ein Enzym, das für die Dopaminsynthese unerlässlich ist. ADHS und RLS zeigen beide häufig verringerte Eisenwerte. Niedrigere S-Ferritinwerte bei ADHS-Betroffenen korrelieren mit schwereren ADHS-HI-Symptomen. Kindern mit ADHS und RLS zeigten niedrigere Ferritinwerte als Kinder mit ADHS ohne RLS.969798 Andere Studien fanden jedoch keinen verringerten S-Ferritin-Spiegel bei ADHS.99100
Bei RLS korreliert der Schweregrad deutlicher mit einem verringerten S-Ferritinspiegel.101102 insbesondere bei Kindern.103 Möglicherweise führt ein gestörter Transport von Eisen aus dem Serum in den Liquor und von Eisen in die dopaminergen Zellen zu einer verminderten Eisenkonzentration im Großhirn.104 Erwachsene mit RLS zeigen einen niedrigen Eisenstatus im Großhirn.105
Kinder mit ADHS und einer Prädisposition für RLS scheinen eine Untergruppe mit einem besonderen Risiko für schwere ADHS-HI-Symptome darzustellen, und Eisenmangel kann zur Schwere der ADHS-Symptome beitragen.96
Eine RC-Studie fand bei Kindern mit ADHS und niedrigen Ferritinwerten verbesserte ADHS-Symptome bei einer Gabe von Eisen (80 mg/Tag).106
7.2. Adenosin bei RLS und ADHS
Restless legs könnte durch eine Downregulation von Adenosin-A1-Rezeptoren als Folge eines Eisenmangels entstehen.107
Adenosin ist mit Dopamin eng verbunden. Adenosinrezeptoren sind überall im Gehirn in der Nähe von Dopaminrezeptoren zu finden und bilden mit diesen zuweilen Rezeptorheteromere. Adenosin könnte auch bei ADHS involviert sein, wenn auch wohl eher über eine überhöhte Adenosin-Wirkung an Adenosin-A2A-Rezeptoren. Adenosin hemmt Dopamin, Adenosinantagonisten wie Koffein (Kaffee, Cola, Schwarztee) und Theobromin (Kakao) erhöhen mithin Dopamin.
Mehr hierzu im Beitrag => Adenosin.
7.3. Behandlung von RLS bei ADHS
Problematisch bei der Komorbidität von Restless legs und ADHS ist, dass ADHS-Medikamente (wiewohl auch dopaminerg) nicht gegen RLS wirken und RLS-Medikamente wie L-Dopa (wiewohl ebenfalls dopaminerg) nicht gegen ADHS.10895109
Eine längere Behandlung mit L-Dopa führt häufig zu einer Verschlechterung der RLS-Symptome.
Möglicherweise löst eine gleichzeitige Gabe von L-Dopa und Stimulanzien erhöhte Nebenwirkungen aus.
Ein Einzelfallbericht dokumentierte ein gutes Ansprechen eines 6-jährigen Jungen mit ADHS und RLS, der zugleich MPH-Nonresponder war, auf den Dopaminagonisten Ropinirol, in Bezug auf ADHS ebenso wie auf RLS.110
bei Nichtbetroffenen: 2,8 %11
= das 8-fache Risiko
10. Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) - 3,6 bis 21 % (ggüber 0,40 bis 1,85 %)¶
Eine Metastudie berichtet, dass Autismus-Spektrum-Störungen bei 15 % bis 21 % der Kinder und Jugendlichen mit ADHS gefunden wurden, und dass ADHS-betroffene Kinder mit ASS stärkere ADHS-Symptome zeigten als Kinder ohne ASS.111112
Ebenso wurde bei 21,6 % der Betroffenen einer Autismusspektrumsstörung ein komorbides ADHS festgestellt.113 Eine andere Quelle nennt 85 % komorbides ADHS bei ASS-Betroffenen.112
Eine neuere Studie fand bei 103 Kindern (85 % Jungen) mit ADHS ohne intellektuelle Beeinträchtigung in 27 Fällen ein zuvor nicht diagnostiziertes ASS.114
Mädchen mit Autismus, die zugleich ADHS hatten, zeigten in einer großen Studie deutlich stärkere Symptome von ADHS, Lernstörungen und ODD als Jungen mit ASS und ADHS.115
Eine Kohortenstudie nennt 3,6 % (über die gesamte Altersspanne).18
Weitere Quellen nennen keine %-Zahlen.5116
Quelle117 DSM-IV schrieb noch vor, dass ADHS und Störungen des Autismusspektrums nicht komorbid diagnostiziert werden dürften. Dies wurde in DSM 5 geändert.
In der Gesamtbevölkerung tritt ASS bei 1 von 54 Jungen (1,85 %) und bei 1 von 252 Mädchen (0,40 %) auf.118
ADHS und ASS teilen sich zwei Gene, die als Risikogene bekannt sind.116 Es gibt Überlegungen, dass ADHS und Autismus weitere gemeinsame genetische Wurzeln haben könnten.119 Bei ASS werden unter anderem Störungen der dopaminergen Neurotransmission vermutet,120 während solche bei ADHS belegt sind.
Rund 50 % der von Autismus Betroffenen haben ADHS als Komorbidität.
Dass nach DSM IV ADHS bei Autismus nicht diagnostiziert werden durfte, spricht gegen die empirischen Erfahrungen und entfällt deshalb im DSM 5.117
Es gibt Hinweise, dass ADHS und Autismus gemeinsame genetische Wurzeln haben.119 Bei ASS werden unter anderem Störungen der dopaminergen Neurotransmission vermutet,121 während solche bei ADHS belegt sind.
Anpassungsstörungen werden als Reaktionen auf ein einmaliges oder fortbestehendes belastendes Lebensereignis beschrieben.
Typen von Anpassungsstörungen sind:
Kurze depressive Reaktion
Längere depressive Reaktion (bis zu 2 Jahre)
Angst und depressive Reaktion gemischt
mit vorwiegender Beeinträchtigung anderer Gefühle
mit vorwiegender Störung des Sozialverhaltens
mit gemischter Störung von Gefühlen und Sozialverhalten
Eine Studie fand bei 6,6 % der Kinder zwischen 7 und 11 Jahren lernspezifische Teilleistungsstörungen. Leseschwäche wurde bei 4 %, Rechenschwäche bei 3,6 % und eine Schwäche schriftlichen Ausdrucks bei 1,8 % gefunden. Etwa 63 % der Kinder mit lernspezifischen Teilleistungsstörungen hatten eine oder mehrere komorbide Diagnosen, wobei ADHS bei 54,9 % die am häufigsten auftretende Komorbidität war. Jungen waren häufiger betroffen.123
8 – 39 %124125, 25 – 40 %40, 40 %52
Leseschwäche und ADHS haben eine relevante genetische Übereinstimmung.126
6-jährige Kinder mit Lesestörungen haben in der Lehrerbewertung rund 4 Mal so häufig ADHS (21,0 % statt 5,6 %), in der Elternbewertung rund doppelt so häufig ADHS (30,5 % statt 17,8 %) wie Kinder ohne Lesestörungen.127
Es gibt Hinweise, dass Leseschwäche bei ADHS andere Konnektivitäten im Gehirn zeigt als Leseschwäche ohne ADHS.128
Eine Studie fand nur schwache Hinweise auf übereinstimmende neurophysiologische Veränderungen bei ADHS und Dyslexie.129
65 bis 70 % aller Kinder mit einer Lese-Rechtschreibschwäche sollen funktionelle binokulare Störungen aufweisen:130
Okulomotorische Dysfunktionen (OMD) (9 %)
Fixation beeinträchtigt
Folgebewegungen beeinträchtigt
Horizontale Blicksakkaden beeinträchtigt
Dysfunktionales Binokularsehen (DBS) (16 %)
Heterophorie
Suppression
Convergenzinsuffizienz
Akommodative Dysfunktion
Fusionsinsuffizienz
Stereopsis insuffizient
DBS und OMD (51 %)
weder DMS noch OMD (24 %)
13.2. Rechtschreibschwäche (Agraphie, Dysgraphie) - 12 bis 40 %¶
12 – 27 %122, 25 – 40 %40, 40 %52
Auch bei Erwachsenen mit ADHS.131
12 – 27 %122
Eine Metaanalyse fand, dass Leseprobleme stärker mit Rechenproblemen korrelieren als mit ADHS.132
Auch bei Erwachsenen mit ADHS.131
Mathematische Leistungen sollen weniger mit ADHS als mit Exekutivfunktionsproblemen bei ADHS korrelieren.133
Bei 2,4 Millionen untersuchten Personen wurden 9250 bipolare Störungen beobachtet. Lag zuvor bereits eine ADHS-Störung vor, erhöhte sich das Risiko einer bipolaren Störung über die Lebenszeit um das 12-fache, lagen zuvor eine ADHS und eine Angststörung vor, erhöhte sich das Risiko um das 30-fache gegenüber Personen ohne ADHS und ohne Angststörung.136
Bipolar-Betroffene haben eine ADHS-Prävalenz von:
60 % (Metaanalyse von zwanzig Studien mit n = 2.722 PBD-Patienten (Durchschnittsalter = 12,2 Jahre)137
Eine Metastudie fand eine Bipolare Störung bei ADHS-Betroffenen und Nichtbetroffenen:29
in der Gesamtbevölkerung bei
4,48 % bis 35,5 % der ADHS-Betroffenen ggüber 0,2 % bis 3,6 % der Nichtbetroffenen
in klinischen Fällen bei
7,4 % bis 80 % der ADHS-Betroffenen ggüber 2 % bis 19,5 % der Nichtbetroffenen
Eine Studie fand Hinweise auf Überlappungen der genetischen Ursachen von Bipolar und ADHS, insbesondere bei early-onset-Bipolar (unter 21 Jahren),141 eine weitere Studie fand ebenfalls genetische Überlappungen von Bipolar und ADHS.142
16. Essstörungen – Loss of Control Eating Syndrome (LOC-ES) - 7,5 bis 11,4 % (ggüber 1,4 %)¶
12-fach erhöhtes Risiko bei ADHS-HI-Betroffenen.143144
Eine Kohortenstudie an Iranischen Kindern und Jugendliche fand bei Betroffenen von Essstörungen eine erhöhte Prävalenz von ADHS mit 7,5 %.145
Eine sehr große Studie fand bei ADHS das Risiko von Bulimie oder Anorexie 18,3-fach erhöht.146
Appetitstörungen bei Erwachsenen mit ADHS: 21 %
Disordered Eating war bei Jugendlichen mit ADHS um 40 % häufiger.147
17. Persönlichkeitsstörungen (bei Erwachsenen) - 11,5 % bis 33,2 % (ggüber 0,9 % bis 1,4 %)¶
Persönlichkeitsstörungen werden in aller Regel bei Kindern noch nicht diagnostiziert.
Bei Erwachsenen fanden sich folgende Prävalenzraten:
11,5 % (Männer: 9,1 % Frauen: 13,6 %) der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 1,4 % (Männer: 1,1 %; Frauen: 1,7 %) der Nichtbetroffenen.19
33,2 % bei erwachsenen ADHS-Betroffenen11 bis 80,3 % bei erwachsenen ambulanten Klinikpatienten mit ADHS148
bei Nichtbetroffenen: 0,6 %11
= das 50-fache Risiko
Eine Studie fand eine antisoziale Persönlichkeitsstörung bei 18 % der ADHS-HI-Betroffenen mit Hyperaktivität gegenüber 2 % bei Nichtbetroffenen.149.
Andere Quellen nennen 37,1 %15043.
Eine Studie fand Antisoziale PS bei 18,9 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 3,5 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben.26
Von 30 ADHS-HI-betroffenen Gefängnisinsassen hatten 96 % zugleich eine Antisoziale Persönlichkeitsstörung.
Bei 20 nicht im Gefängnis befindlichen ADHS-HI-Betroffenen und 18 Nichtbetroffenen (ohne ADHS) wurde dagegen keine Antisoziale Persönlichkeitsstörung festgestellt.Interessanterweise sind Amphetamine die von den von ADHS-HI betroffenen Gefängnisinsassen am häufigsten konsumierten Drogen.69 Amphetamine sind bekanntlich ein hochwirksames Medikament gegen ADHS.
Bei Straftätern wegen häuslicher Gewalt, die ADHS hatten, verringerte eine ADHS-Behandlung die häuslicher Gewalt weitaus deutlicher als Maßnahmen gegen häusliche Gewalt.151
17.2. Borderline PS / Emotional instabile PS - 18 bis 33 % (ggüber 1 bis 5 %)¶
Erwachsene mit ADHS sollen zu 18,3 % zugleich eine BPD haben.152
Eine Bevölkerungsstudie fand bei 33,7 % der ADHS-Betroffenen zugleich eine Borderline-Persönlichkeitsstörung BPD) (ggüber 5,2 % in der Allgemeinbevölkerung).26
Eine schwedische Kohortenstudie fand bei ADHS-Betroffenen ein 19,4-faches Risiko einer komorbiden Borderline-Persönlichkeitsstörung.153 3,9 % der mehr als 2 Millionen Untersuchten hatten eine ADHS-Diagnose (Frauen 3,0 %, Männer 4,8 %), 0,5 % hatten BPD (Frauen 0,8 %, Männer 0,1 %). Menschen, bei denen Verwandte eine ADHS-Diagnose hatten,m hatten ebenfalls eine erhöhtes BPD-Risiko:
Eineiige Zwillinge: n = 9.130, OR = 11,2 (Unter 9.130 Zwillingen, war das BPD-Risiko 11,2 Mal so hoch, wenn der andere Zwilling ADHS hatte)
Zweieiige Zwillinge: N = 17.350, OR = 1,0
Vollgeschwister: n = 2.211.396, OR = 2,4
Mütterliche Halbgeschwister: n = 332.486, OR = 1,4
Halbgeschwister väterlicherseits: n = 331.080; OR = 1,5
Cousins Eltern Vollgeschwister:n = 6.456.848; OR = 1,5
Cousins und Cousinen Eltern mütterlicherseits Halbgeschwister: n = 472.212; OR = 1,3
Cousins Eltern väterlicherseits Halbgeschwister: n = 466.836; OR = 1,2
Das Risiko einer BPD Diagnose, wenn der Betroffene selbst oder ein Vollgeschwister ADHS hatte, war:153
bei Frauen 19,1 fach erhöht (OR = 19,1)
bei Männern 21,8 fach erhöht (OR = 21,8)
Betroffene, die in der Kindheit ADHS hatten, hatten zu 14 % später einmal eine BPD-Diagnose.154
Eine Studie fand Vermeidende PS bei 10,6 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 2,1 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben.26
Bei erwachsenen psychiatrischen klinischen Patienten mit ADHS: 31,6 %32
Eine Studie fand Zwanghafte PS bei 19,3 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 7,8 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben.26
40,7 %15043
Bei erwachsenen psychiatrischen klinischen Patienten mit ADHS: 10,2 %32
20,0 %15043
Eine Studie fand Paranoide PS bei 14,8 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 4,1 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben.26
15,7 %15043
Eine Studie fand Dependente PS bei 3,1 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 0,4 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben.26
Bei erwachsenen psychiatrischen klinischen Patienten mit ADHS: 18,4 %32
15,7 %15043
Eine Studie fand Narzisstische PS bei 25,2 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 5,7 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben.26
14,3 %15043
Eine Studie fand Histrionische PS bei 10,7 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 1,6 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben.26
6,4 %43
Eine Studie fand Schizoide PS bei 9,2 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 2,9 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben.26
18. Verhaltensstörungen / soziale Störungen (Aggressionen, antisoziales Verhalten, oppositionelles Trotzverhalten) - 1,5 bis 20,2 % (ggüber bis 4,3 %)¶
Verhaltensstörung (Conduct Disorder, CD): Erwachsene mit ADHS gesamt: 1,2 %; Frauen 0,7 %, Männer 1,7 %; ADHS-I 0,3 %, ADHS-C 1,0 %, ADHS-HI 10,0 %27
Eine andere Studie fand Conduct Disorder bei 20,2 % der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 4,3 % bei Nichtbetroffenen mindestens einmal im Leben.26
Bei ADHS wurden im Zusammenspiel mit Aggressionsstörungen verringerte Cortisolspiegel berichtet.159
Externalisierende Stressreaktionen sind mit erniedrigten basalen Cortisolspiegeln und einer verringerten Cortisolantwort auf akuten Stress assoziiert.
Störungen der Stresshormonspiegel, insbesondere von Cortisol, sind bei ADHS äußerst häufig. ⇒ Cortisol bei ADHS
Einer Meta-Analyse von 63 Studien mit N = 1.073.188 Personen aus 17 Ländern fand:160
Epilepsie-Betroffene haben eine ADHS-Prävalenz von 22,3 % (12,7 % für den Subtyp ADHS-I). ADHS-Betroffene haben eine Epilepsie-Prävalenz von 3,4 %.
Eine Studie fand bei 35 % der erwachsenen Epilepsie-Betroffenen zugleich ein ADHS.161
Epilepsie und ADHS haben eine genetische Korrelation (rg=0,18), die bei fokaler Epilepsie noch stärker ausgeprägt war (rg=0,23).162
Bei Erwachsenen mit psychogenen nicht-epileptischen Anfällen (PNES) fand sich bei 63,6 % ein ADHS, während bei Erwachsenen mit epileptischen Anfällen (ES) bei 27,8 % ADHS gefunden wurde.163
Einige Medikamente gegen Krampfanfälle können als Nebenwirkung ADHS-Symptome hervorrufen oder verschlimmern, während manche ADHS-Medikamente das Risiko von Krampfanfällen erhöhen können.164
Die Prävalenz von Epilepsie in der Gesamtbevölkerung beträgt 0,5 bis 1 %.
44,1 % der Epilepsie-Betroffenen haben in ihrem Leben mindestens eine weitere psychische Diagnose.162
Eine norwegische Kohortenstudie fand Schizophrenie bei 3,4 % (Männer: 4,2 % Frauen: 2,5 %) der erwachsenen ADHS-Betroffenen gegenüber 0,8 % (Männer: 0,9 %; Frauen: 0,6 %) der Nichtbetroffenen.19
Eine andere Studie fand eine Prävalenz bei ADHS von 0,9 % über die gesamte Altersspanne18
Ca. 30 % aller Patienten mit ADHS haben Tics oder ein Tourette-Syndrom, während ca. die Hälfte aller Patienten mit einer Tic-Störung oder ein TS auch ein ADHS haben.166
Die Bevölkerungsprävalenz von Tic-Störungen liegt bei ca. 5 %.167
ine Studie fand, dass Genvarianten, die mit Adipositas korrelieren, das ADHS-Risiko kausal erhöhen können.85
Behandlungsmöglichkeiten siehe unten unter 4.5.
Das Messi-Syndrom zeigt sich durch einen starken Drang zum Sammeln unnützer Gegenstände mit einer Tendenz der Vermüllung der Lebensumgebung. Es wird eine starke Koinzidenz zu ADHS diskutiert. Überblick zur Literatur bei Kuwano et al.171 Diese fanden eine Komorbidität von ADHS bei Messi-Betroffenen von 26,7 %.
Eine Metastudie von 57 Untersuchungen fand eine Korrelation zwischen ADHS und173
Suizidversuchen (OR 2,37)
Suizidgedanken (OR 3,53)
Suizidplänen (OR 4,54)
erfolgtem Selbstmord (OR 6,69).
Demnach ist Selbstmord bei ADHS zwischen 2,37 und 6,69 mal so häufig wie bei Nichtbetroffenen.
Eine weitere Studie fand eine erhöhte Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS (OR 1,1), wobei diese jedoch durch komorbide Depression, Reizbarkeit und Angst vermittelt wurde, nicht durch ADHS selbst.174
Eine Studie fand eine vierfache Häufigkeit von ADHS bei Fibromyalgie-Betroffenen, ohne die Häufigkeit von Fibromyalgie bei ADHS-Betroffenen zu beziffern.175
Eine Studie untersuchte 450 Kinder. 14 % davon kauten auf ihren Nägeln. Unter diesen fand sich:176
ADHS bei 74,6 %
Oppositionelles Trotzverhalten bei 36 %
Trennungsangst bei 20,6 %
Einnässen bei 15,6 %
Tic-Störungen bei 12,7 %
Zwangsstörungen bei 11,1 %
mentale Retardierung bei 9,5 %
schwere depressive Störungen bei 6,7 %
tiefgreifende Entwicklungsstörungen bei 3,2 %.
38. Psychische Störungen bei Verwandten von ADHS-Betroffenen - 6,8-fach¶
Eine Analyse der gesamten Taiwanesischen Bevölkerung in 2010 untersuchte 220.966 Eltern von Kindern mit ADHS-HI (nach ICD-9, das kein ADHS-I kannte), 174.460 Geschwister von Kindern mit ADHS-HI und 5.875 Kinder von Eltern mit ADHS-HI. Unter diesen Verwandten von ADHS-HI-Betroffenen war das Risiko schwerer psychiatrische Störungen gegenüber gematchten Kontrollpersonen ohne Verwandte mit ADHS-HI signifikant erhöht:177
ADHS-HI: 6,87-faches Risiko
Autismusspektrumsstörung: 4,14-faches Risiko
bipolare Störungen: 2,21-faches Risiko
schwere depressive Störungen: 2,08-faches Risiko
Schizophrenie: 1,69-faches Risiko
Dies kann als Hinweis auf gemeinsame genetische Ursachen verstanden werden. Eher rein theoretisch denkbar wäre allerdings auch, dass dies durch immunologische Folgen von (vornehmlich viralen) Infekten (die unter nahestehenden Personen häufiger übertragen werden) erklärt werden könnte. Siehe hierzu das Kapitel ⇒ Immunsystem und Verhalten.
Ebenso dürften ähnliche äußere Lebensumstände und ähnliche dysfunktionale Verhaltensmuster und belastende Erfahrungen unter nahestehenden Personen häufiger geteilt werden. Diese Mechanismen können sich gegenseitig ergänzen.
Nishino, Sakai (2016): Modulations of Ventral Tegmental Area (VTA) Dopaminergic Neurons by Hypocretins/Orexins: Implications in Vigilance and Behavioral Control In: Monti, Pandi-Perumal, Chokroverty (Herausgeber) (2016): Dopamine and Sleep: Molecular, Functional, and Clinical Aspects, 65-90, 75 ↥