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15. Schizophrenie als dopaminerge Störung

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15. Schizophrenie als dopaminerge Störung

Schizophrenie geht mit erhöhten Dopaminspiegeln im dorsalen und ventralen1 Striatum (psychotische Positiv-Symptome) und verringerten Dopaminspiegeln im PFC2 (Negativ-Symptome) einher.
Eine andere Erklärung nennt eine Hyperaktivität dopaminerger Neurone (Positiv-Symptome) und eine Hypoaktivität glutamaterger Neurone (Negativ-Symptome).3

Nach der Endocannabinpid-Hypothese sind bei Schizophrenie Endocannabinoide wie Anandamid4 (bis zu 8-fach)5 und Palmitylethanolamid4 in Gehirnflüssigkeit und Blutplasma (AEA 3-facher Wert, der sich nach Remission zurückbildete6.
Da erhöhte Ananadamidspiegel mit verringerten psychotischen Symptomen korrelierten, könnte der erhöhte AEA-Spiegel bei Schizophrenie auch eine Kompensationsreaktion darstellen.5
Vier Studien fanden eine erhöhte CB1R-Dichte bei Schizophrenie, eine eine unveränderte und eine Studie eine verringerte CB1R-Bindung.3

Bei ADHS scheinen Anandamid und 2-AG erhöht zu sein.

Die selektive Aktivierung von Dopamin-Neuronen, die ins dorsale Striatum projizieren, bewirkte:7

  • erhöhte Dopaminausschüttung im dorsalen Striatum
  • leicht verringerte Dopaminausschüttung im Kortex
  • erhöhte Bewegungsaktivität
    • was durch Haloperidol normalisiert wurde
  • beeinträchtigte soziale Interaktion
    • was durch Haloperidol uverändert blieb
  • beeinträchtigtes Arbeitsgedächtnis
    • was durch Haloperidol nur teilweise normalisiert wurde

Nach unserem Verständnis des Zusammenspiels des Dopaminsystems zwischen Striatum und PFC (Dopamin-Wippe, siehe hierzu unter Die Dopaminwippe zwischen PFC und subkortikalen Regionen (u.a. Striatum)) hätten wir bei einseitig erhöhtem striatalem Dopamin eine daraus resultierende Verringerung des Dopamins im PFC erwartet, welches wiederum eine schlüssige Erklärung für die auftretenden Negativsymptome wäre. Ob die bei Moya et al. gefundenen leicht verringerten Dopaminspiegel im PFC ausreichen, um die Negativ-Symptome zu verursachen, ist für uns unklar.

Bei Schizophrenie finden sich eine Reihe von dopaminergen Abweichungen, unter anderem:2

  • Beeinträchtigte Kontrolle des PFC
  • Veränderungen im dorsalen Striatum
  • Erhöhte Dopamin-Synthese
  • Erhöhte Dopamin-Ausschüttung
  • Dopaminsynthese / -ausschüttung verringerte sich bei Remission wieder
  • Hypodopaminerger PFC
  • DAT-Spiegel verändert
  • Dopamin-Sensibilisierung
  • SCZ-Risikogene kontrollieren die Expression des D2-Signalwegs
  • Anti-NMDA-Antikörper reduzieren D1-Trafficking/Neuromelanin-Bildgebung
  • Klinische Wirkung von TAAR1-Agonisten

  1. Müller-Vahl KR, Emrich HM (2008): Cannabis and schizophrenia: towards a cannabinoid hypothesis of schizophrenia. Expert Rev Neurother. 2008 Jul;8(7):1037-48. doi: 10.1586/14737175.8.7.1037. PMID: 18590475. REVIEW

  2. Martel JC, Gatti McArthur S (2020): Dopamine Receptor Subtypes, Physiology and Pharmacology: New Ligands and Concepts in Schizophrenia. Front Pharmacol. 2020 Jul 14;11:1003. doi: 10.3389/fphar.2020.01003. PMID: 32765257; PMCID: PMC7379027. REVIEW

  3. Fernández-Ruiz J, Hernández M, Ramos JA (2010): Cannabinoid-dopamine interaction in the pathophysiology and treatment of CNS disorders. CNS Neurosci Ther. 2010 Jun;16(3):e72-91. doi: 10.1111/j.1755-5949.2010.00144.x. PMID: 20406253; PMCID: PMC6493786. REVIEW

  4. Leweke FM, Giuffrida A, Wurster U, Emrich HM, Piomelli D (1999): Elevated endogenous cannabinoids in schizophrenia. Neuroreport. 1999 Jun 3;10(8):1665-9. doi: 10.1097/00001756-199906030-00008. PMID: 10501554.

  5. Giuffrida A, Leweke FM, Gerth CW, Schreiber D, Koethe D, Faulhaber J, Klosterkötter J, Piomelli D (2004): Cerebrospinal anandamide levels are elevated in acute schizophrenia and are inversely correlated with psychotic symptoms. Neuropsychopharmacology. 2004 Nov;29(11):2108-14. doi: 10.1038/sj.npp.1300558. PMID: 15354183.

  6. De Marchi N, De Petrocellis L, Orlando P, Daniele F, Fezza F, Di Marzo V (2003): Endocannabinoid signalling in the blood of patients with schizophrenia. Lipids Health Dis. 2003 Aug 19;2:5. doi: 10.1186/1476-511X-2-5. PMID: 12969514; PMCID: PMC194767.}}) erhöht, während 2-AG stark verringert war{{Leweke FM, Giuffrida A, Wurster U, Emrich HM, Piomelli D (1999): Elevated endogenous cannabinoids in schizophrenia. Neuroreport. 1999 Jun 3;10(8):1665-9. doi: 10.1097/00001756-199906030-00008. PMID: 10501554.

  7. Moya NA, Yun S, Fleps SW, Martin MM, Nadel JA, Beutler LR, Zweifel LS, Parker JG (2023): The effect of selective nigrostriatal dopamine excess on behaviors linked to the cognitive and negative symptoms of schizophrenia. Neuropsychopharmacology. 2023 Mar;48(4):690-699. doi: 10.1038/s41386-022-01492-1. PMID: 36380221; PMCID: PMC9938164.

Diese Seite wurde am 21.02.2025 zuletzt aktualisiert.