Histamin H3-Rezeptor Antagonisten / inverse Agonisten bei ADHS und ASS
Der H3-Rezeptor ist hauptsächlich im zentralen Nervensystem lokalisiert. Der H3-Rezeptor wirkt als:
- präsynaptischer Autorezeptor
- moduliert die Histamin-Freisetzung
- präsynaptischer Heterorezeptor
- reguliert die Freisetzung anderer Neurotransmitter wie Monoamine und Aminosäuren
Histamin H3-Rezeptor-Antagonisten / inverse Agonisten verstärken die Aktivität der histaminergen Neuronen im Gehirn und fördern dadurch Erregung und Kognition. H3-Antagonisten / inverse Agonisten haben ein großes Potenzial für die Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen des ZNS, einschließlich
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ADHS
- Alzheimer
- leichte kognitive Beeinträchtigung
- Schizophrenie
Histamin-H3-Rezeptor-Antagonisten zeigten positive kognitive Wirkungen als Folge einer Dopaminfreisetzung in PFC und ACC.
Der H3-Histaminrezeptor soll bei Arousal, Kontrolle der Hypophysenhormonausschüttung, kognitiven Funktionen, Motivation, zielgerichtetem Verhalten, Gedächtnis und Schlaf-Wach-Rhythmus involviert sein.
Etliche H3-Antagonisten / inverse Agonisten wurden in Tierstudien untersucht. Dabei fand sich unter anderem eine Erhöhung des Dopaminspiegels durch eine verringerte Dopaminwiederaufnahme in den für ADHS relevanten Gehirngebieten sowie eine Verbesserung der für ASS typischen sozialen Defizite.
Möglicherweise liegt hier ein Schlüssel für die häufige Komorbidität von ADHS und ASS.
Der H3R-Inverse Antagonist Samelisant (SUVN-G3031) bewirkte:
- dosisabhängige Erhöhung des Histaminspiegels
- dosisabhängige signifikante Erhöhung der Dopamin- und Noradrenalinspiegel im Cortex
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Dopamin stärker erhöht als Noradrenalin
- nur geringe Erhöhung des Dopaminspiegels in Striatum
- keine Beeinflussung des Dopaminspiegels in Striatum oder Nucleus accumbens
- signifikante Zunahme der Wachheit bei gleichzeitiger Abnahme des NREM-Schlafs bei Orexin-KO-Mäusen
- signifikanten Verringerung der Episoden mit direktem REM-Schlafbeginn
Eine größere doppelblinde RCT-Studie an 335 Erwachsenen mit ADHS fand nur leichte Verbesserungen eines H3-Antagonisten (Bavisant) im Vergleich zu 80 mg Atomoxetin und 54 mg OROS-MPH. Die mittlere Veränderung des ADHS-RS-IV-Gesamtscores nach 42 Tagen Einnahme war:
- -8,8 in der Placebogruppe, 2,7 % TEA
- -9,3 Bavisant 1 mg, 61,8 % TEA
- -11,2 Bavisant 3 mg, 82,4 % TEA
- -12,2 Bavisant 10 mg, 89 % TEA
- -15,3 Atomoxetin 80 mg, 83,8 TEA
- -15,7 OROS-Methylphenidat 54 mg, 82,4 % TEA
TEA gibt die Häufigkeit von Nebenwirkungen an.
MK-0249 ist ein Histamin H3-Rezeptor Antagonist.
Eine randomisierten, doppelblinde, placebokontrollierte Crossover-Studie fand keine Kurzzeit-Wirksamkeit von MK-0249 auf ADHS-Symptome bei Erwachsenen. Als Nebenwirkung berichteten 32 % eine erhöhte Schlaflosigkeit, gegenüber 11 % bei Placebo. Die übrige Nebenwirkungsquote war identisch zu Placebo.
Obwohl erste HR3-Antagonisten als Medikamente verfügbar sind (z.B. Pitolisant (als Ozawade® gegen Tagesmüdigkeit bei Obstruktiver Schlafapnoe oder als Wakix® gegen Narkolepsie)) ist bislang kein Arzneimittel zur Behandlung von ADHS oder ASS zugelassen.
Bislang fand sich kein therapeutischer Nutzen von H3-Antagonisten (die den Histaminspiegel senken und den Dopaminspiegel erhöhen) auf Alzheimer oder ADHS. Klinische Versuche von H3-Rezeptor-Medikamenten für ADHS (MK-0249, Bavisant, PF-03654746) in Phase-2-Studien erfolglos oder wurden in Phase 2 nicht mehr getestet (Betahistin).
Mehr zu H3-Agonisten unter H3-Histamin-Rezeptor im Beitrag Histamin.
Diese Seite wurde am 28.01.2024 zuletzt aktualisiert.