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Symptomentwicklung bei Kindern nach Alter und Häufigkeit

Inhaltsverzeichnis

Symptomentwicklung bei Kindern nach Alter und Häufigkeit

Autor: Ulrich Brennecke
Review: Dipl.-Psych. Waldemar Zdero

Die Symptome von ADHS unterscheiden sich nach Altersphasen, vom Säuglingsalter bis zum Erwachsenenalter.
Im Säuglingsalter können Frühsymptome wie Unruhe, erhöhte Aktivität und Schlafprobleme auf ein erhöhtes ADHS-Risiko hindeuten.
Die Symptome im Kleinkindalter umfassen Ablenkbarkeit, chaotisches Spielverhalten und motorische Probleme.
Im Vorschulalter können sich bei ADHS-I ängstliches und zurückgezogenes Verhalten zeigen, während bei ADHS-HI bereits hyperaktives und impulsives Verhalten auffällig werden.
Im Schulalter treten weitere ADHS-Symptome hinzu, wie Aufmerksamkeitsprobleme, Lernschwierigkeiten, emotionale und soziale Probleme.
Im Jugendalter kann ADHS mit erhöhtem Risikoverhalten und Suchtbereitschaft einhergehen.
Im Erwachsenenalter geht eine frühere Hyperaktivität zurück und innere Unruhe wird sichtbarer. Daneben können affektive Komorbiditäten wie Depressionen oder Angststörungen hinzutreten. ADHS kann sich auch erst im Erwachsenenalter manifestieren, insbesondere bei Frauen ab Ende 30.

Auch Nichtbetroffene haben einzelne ADHS-Symptome. ADHS-Betroffene haben jedoch deutlich mehr ADHS-Symptome als Nicht-Betroffene. Die Diagnose basiert jedoch nicht nur auf dem Vorhandensein bestimmter Symptome, sondern auch auf deren Intensität und dem langfristigen Vorliegen in verschiedenen Lebensbereichen. Es ist wichtig, ADHS von vorübergehenden Belastungen oder Stress abzugrenzen.

Etliche der nachfolgend genannten Symptome sind grundsätzlich typisch für Kinder. Dennoch ist deren Benennung relevant, denn der Unterschied ergibt sich in dem Maß des Auftretens, das bei ADHS deutlich über das Gleichaltriger hinausgeht. Das bloße Auftreten einer stärkeren Symptomatik im Vergleich zu Gleichaltrigen ist noch kein zwingender Grund, eine Diagnose zu geben. Manche Kinder haben zeitliche Entwicklungsverzögerungen, die sich im Lauf der Zeit legen. Dennoch sollten diese frühzeitig beobachtet werden, ohne sie zu pathologisieren, um rechtzeitig eingreifen zu können, wenn sich eine Schwere zeigt, die Förderbedarf oder eine Behandlung erfordert. Bei Vorschulkindern ist eine der wirksamsten Behandlungsformen eine Schulung der Eltern, um einen passenden Umgang mit dem Kind zu trainieren und Verständnis für die individuellen Probleme des Kindes zu entwickeln.

1. Symptomentwicklung von ADHS-HI (mit Hyperaktivität) nach Alter

1.1. Säuglingsalter - Frühsymptome von ADHS

ADHS- (und ASS-) Symptome sind bereits im Säuglingsalter feststellbar.1
Eine Studie konnte bei Kindern mit 1 Monat anhand des Verhaltens (vornehmlich erhöhter Aktivität und Impulsivität und häufiger berichteten Verhaltens- und Temperamentsproblemen) diejenigen mit einem hohen genetischen ADHS-Risiko (ältere Geschwister oder Eltern mit ADHS) von denjenigen ohne genetisches ADHS-Risiko unterscheiden.2

Folgende Frühsymptome bei Säuglingen korrelieren mit einem erhöhten ADHS-Risiko in späteren Jahren:

  • Unruhe, Hypermotorik
    • Unruhe
      • Ca. 60 % der Kinder zeigen extreme Unruhe3
      • Unruhe bei 6 Monaten korrelierte mit ADHS-Symptomen im Alter von 37 und 54 Monaten, unabhängig vom Frühsymptom der verkürzten Schlafdauer4
    • ununterbrochener Bewegungsdrang3
    • unerschöpfliche Energie5
    • Krabbeln entfällt, frühes Laufen6
    • unruhig, unausgeglichen6
    • Spielausdauer verkürzt6
    • Schwierigkeiten, selbst einen ruhigen Wachzustand herzustellen5
  • Schlaf
    • instabiler Wach- und Schlaf-Rhythmus3
    • oberflächlicher Schlaf, hellwach6
    • Kurzschläfer5
      • Normalschläfer vor 18 Monaten zeigten im Alter von 37 Monaten signifikant weniger ADHS-Symptome als Dauer-Kurzschläfer4
    • Regulationsprobleme (exzessives Weinen, Schlaf- oder Fütterungsprobleme), die im Alter von 5, 20 oder 56 Monaten parallel zueinander (multipel) oder anhaltend (persistent) auftraten, prognostizierten im jungen Erwachsenenalter erhöhte internalisierende (p = .001), externalisierende (p = .020) und Verhaltensprobleme insgesamt (p = .001), insbesondere mehr depressive (p = .012), somatische (p = .005), vermeidende (p < .001) und antisoziale Persönlichkeitsprobleme (p = .006) als bei Kindern, die nie Regulationsprobleme hatten. Das Risiko einer ADHS-Diagnose war erhöht (p = .017), insbesondere vom hyperaktiven/impulsiven Subtyp (p = .032). Der IQ war nicht korreliert.7
  • Weinen, Schreien
    • besonders häufiges ausdauerndes und schrilles Schreien35
    • phasenweise unstillbares Weinen6
    • Regulationsprobleme (exzessives Weinen, Schlaf- oder Fütterungsprobleme), die im Alter von 5, 20 oder 56 Monaten parallel zueinander (multipel) oder anhaltend (persistent) auftraten, prognostizierten im jungen Erwachsenenalter erhöhte internalisierende (p = .001), externalisierende (p = .020) und Verhaltensprobleme insgesamt (p = .001), insbesondere mehr depressive (p = .012), somatische (p = .005), vermeidende (p < .001) und antisoziale Persönlichkeitsprobleme (p = .006) als bei Kindern, die nie Regulationsprobleme hatten. Das Risiko einer ADHS-Diagnose war erhöht (p = .017), insbesondere vom hyperaktiven/impulsiven Subtyp (p = .032). Der IQ war nicht korreliert.7
  • Fütterungsprobleme
    • Trinkprobleme65
    • Heikler Esser5
    • häufige Koliken5
    • Regulationsprobleme (exzessives Weinen, Schlaf- oder Fütterungsprobleme), die im Alter von 5, 20 oder 56 Monaten parallel zueinander (multipel) oder anhaltend (persistent) auftraten, prognostizierten im jungen Erwachsenenalter erhöhte internalisierende (p = .001), externalisierende (p = .020) und Verhaltensprobleme insgesamt (p = .001), insbesondere mehr depressive (p = .012), somatische (p = .005), vermeidende (p < .001) und antisoziale Persönlichkeitsprobleme (p = .006) als bei Kindern, die nie Regulationsprobleme hatten. Das Risiko einer ADHS-Diagnose war erhöht (p = .017), insbesondere vom hyperaktiven/impulsiven Subtyp (p = .032). Der IQ war nicht korreliert.7
  • Sauberkeitserziehung häufig verzögert3
  • Sprachentwicklung häufig verzögert3
  • Streicheln wird nicht genossen6
  • häufig Hautallergien6
  • höheres Maß an negativem Affekt (bereits im Alter von 3 Monaten)8
    • Die Ergebnisse für den positiven Affekt erreichten keine statistische Signifikanz
    • gleichzeitige Betrachtung der Verläufe von positiver und negativer Emotionalität kann zusätzliche Informationen generieren
    • negativer Affekt korrelierte nur dann mit ADHS-Symptomen im Kindesalter, wenn zugleich moderater, stabiler oder niedriger positiver Affekt

1.2. Kleinkindalter (1 – 3 Jahre)

  • Ablenkbarkeit5
  • Chaotisches und destruktives, wenig zielgerichtetes Spielverhalten3
  • Schlafprobleme
    • Durchschlafprobleme bei Kleinkindern von 1 bis 3 Jahren waren ein stärkerer Prädiktor für ein späteres ADHS als die Schlafdauer.9
    • Schlafstörungen5
    • Regulationsprobleme (exzessives Weinen, Schlaf- oder Fütterungsprobleme), die im Alter von 5, 20 oder 56 Monaten parallel zueinander (multipel) oder anhaltend (persistent) auftraten, prognostizierten im jungen Erwachsenenalter erhöhte internalisierende (p = .001), externalisierende (p = .020) und Verhaltensprobleme insgesamt (p = .001), insbesondere mehr depressive (p = .012), somatische (p = .005), vermeidende (p < .001) und antisoziale Persönlichkeitsprobleme (p = .006) als bei Kindern, die nie Regulationsprobleme hatten. Das Risiko einer ADHS-Diagnose war erhöht (p = .017), insbesondere vom hyperaktiven/impulsiven Subtyp (p = .032). Der IQ war nicht korreliert.7
  • erhöhtes Aktivitätsniveau10
    • im Alter von 18 und 24 Monaten11
    • noch nicht im Alter von 12 Monaten1211
  • Grobmotorische Probleme10
    • überdurchschnittliche grobmotorische Fähigkeiten im Vergleich zu den Kontrollen13 wobei die Studienqualität kritisiert wurde10
    • grobmotorische Verzögerung im Alter von 18 Monaten, wenn auf Geschlecht und sozioökonomischer Status kontrolliert wurde14
    • fällt häufig über die eigenen Beine15
    • Mundmotorik auffällig15
      • Mund steht häufig offen
      • sabbert leicht
    • Lust an heftigen Bewegungen5
    • Dauernd in Bewegung5
    • Motorisch manchmal sehr geschickt5
  • Feinmotorik10
    • elterliche Befürchtung feinmotorischer Beeinträchtigung korrelierte mit späteren ADHS-Merkmalen16
    • feinmotorische Verzögerungen korrelierten mit einer ADHS-Diagnose nach 18 Monaten14
    • eine große Studie (n = 1.664) fand keine signifikanten Gruppenunterschiede bei den allgemeinen feinmotorischen Fähigkeiten in den ersten 15 Monaten13 wobei die Studienqualität kritisiert wurde10
  • Spielausdauer verkürzt15
    • wechselt häufig Beschäftigung
    • führt Spiel nicht zu Ende
  • Lernprobleme
    • Kein Lernzuwachs durch negative Erfahrungen3
    • lernt schwer, sich anzuziehen15
    • Sprachentwicklung verzögert1517
    • Umstellungsprobleme15
    • Anpassungsprobleme15
  • nicht warten können15
    • bis an der Reihe
  • Sensibilitätsveränderungen
    • hochsensibel oder hyposensibel gegenüber Außenreizen15
  • Novelty Seeking
    • Stimulationshunger5
    • enorm neugierig5
    • Wagemutig, erhöhtes Unfallrisiko5
  • ADHS-HI-spezifisch:
    • Gruppenunfähigkeit und Störverhalten, Außenseiterrolle3
    • Ständiges Herumzappeln und Dazwischenreden im Stuhlkreis3
    • Starker Bewegungsdrang führt zu Selbst- und Fremdgefährdung3
    • Kein Gefahrenbewusstsein3
    • Impulsivität
      • Impulsivität im Alter von 2 Jahren korrelierte mit ADHS-Symptomen im Alter von 3 Jahren.18
    • Reizbarkeit
      • signifikante Reizbarkeit im Alter von 3 Jahren war prädiktiv für klinische Diagnosen
        • im Alter von 6 Jahren (Depression, oppositionelle Verhaltensstörung und funktionelle Beeinträchtigung. Reizbarkeit korrelierte auch mit elterlichen Depressionen und Ängsten)19
        • im Alter von 9 Jahren (aktuelle und lebenslange Angststörungen im Alter von neun Jahren, aktuelle und lebenslange generalisierte Angststörungen und aktuelle Trennungsangst, depressive Symptome, disruptives Verhalten, eine größere funktionelle Beeinträchtigung und die Inanspruchnahme ambulanter Behandlungen)20
        • im Alter von 12 bis 15 Jahren (internalisierende und externalisierende Störungen in der Adoleszenz, Angst und depressive Symptome sowie größere funktionale Beeinträchtigungen, insbesondere schlechteres Auskommen unter Gleichaltrigen, schlechtere körperliche Gesundheit, Einnahme von Antidepressiva)21
    • Emotionale Dysregulation
      • Aggression
        • Vermehrte Aggressionen3
        • Kleiner Tyrann5
        • Zerstörung von Spielen und Spielsachen5
      • Wut
        • Häufige / unkontrollierbare Wutanfälle35
      • Affektkrämpfe5
      • Affektlabil, zumeist ausgeprägte Trotzphase5
  • ADHS-I-spezifisch:
    • auffallend ruhig und brav15
    • überängstlich, klammernd, sehr anhänglich15
  • Eine Metastudie fand eine Vorhersagekraft durch Symptome in den ersten 36 Monaten auf späteres ADHS im Kindesalter:22
    • Aktivitätsniveau (k = 18) im Säuglings- und Kleinkindalter korrelierte mäßig mit ADHS (nur ADHS-C)
    • anhaltende Aufmerksamkeit korrelierte moderat negativ mit ADHS (alle Subtypen)
    • negative Emotionalität korrelierte moderat mit ADHS (alle Subtypen)

1.3. Vorschulalter (4 – 6 Jahre)

1.3.1. ADHS-I im Vorschulalter (ohne Hyperaktivität)

  • häufig ängstlich15
  • häufig unsicher15
  • Lernschwierigkeiten
    • Probleme, zuzuhören15
    • langsames begreifen15
    • glaubt häufig, Aufgabe nicht zu schaffen15
    • langsamer Spracherwerb, verwechselt Buchstaben15
  • Grobmotorik
    • auffällige Mundmotorik15
    • spricht undeutlich15
    • malt und bastelt nicht gerne15
    • motorische Probleme15
    • Schwierigkeiten, schwimmen zu lernen15
    • Schwierigkeiten beim Fahrradfahren lernen
    • Gleichgewichtsprobleme
    • Tätigkeiten verlangsamt oder überschnell15
  • Feinmotorik beeinträchtigt23
  • zurückgezogenes Sozialverhalten
    • spielt häufig allein15
    • wenig Kontakte zu gleichaltrigen Kindern15
    • Rückzugstendenzen in Gruppen15
      • Kindergarten
      • Stuhlkreis
    • langweilt sich schnell15
  • verliert und vergisst häufig Sachen15
  • Regulatorische Probleme (exzessives Weinen, Schlaf- oder Fütterungsprobleme), die im Alter von 5, 20 oder 56 Monaten parallel zueinander (multipel) oder anhaltend (persistent) auftraten, prognostizierten im jungen Erwachsenenalter erhöhte internalisierende (p = .001), externalisierende (p = .020) und Verhaltensprobleme insgesamt (p = .001), insbesondere mehr depressive (p = .012), somatische (p = .005), vermeidende (p < .001) und antisoziale Persönlichkeitsprobleme (p = .006) als bei Kindern, die nie Regulatorische Probleme hatten. Das Risiko einer ADHS-Diagnose war erhöht (p = .017), insbesondere vom hyperaktiven/impulsiven Subtyp (p = .032). Der IQ war nicht korreliert.7

1.3.2. ADHS im Vorschulalter (mit Hyperaktivität)

  • motorische Hyperaktivität
    • motorische Unruhe15
    • immer in Bewegung15
  • Impulsivität
    • regt sich schnell und stark auf15
    • reagiert spontan und unüberlegt15
    • fragt viel15
      • wartet Antworten oft nicht ab15
    • hält sich nicht an Regeln15
      • vergisst Regeln häufig wieder24
    • motzt schnell15
  • Aufmerksamkeitsprobleme
    • zeigen sich häufig erst in höherem Alter (Schulzeit)
    • kann nicht lange zuhören15
    • vergisst schnell15
    • verliert viel15
  • Aggression
    • häufig als Komorbidität
    • insbesondere bei Unsicherheit15
  • Grobmotorik
    • auffällige Mundmotorik25
    • Sprachprobleme
      • spricht undeutlich15
      • stammeln15
      • Schwierigkeiten mit manchen Konsonanten
    • malt und bastelt nicht gerne25
    • hält Stifte verkrampft15
    • drückt zu fest auf15
    • Formen ausmalen oder ausschneiden erschwert15
    • Schwierigkeiten, schwimmen zu lernen
    • Schwierigkeiten beim Fahrradfahren lernen
    • Gleichgewichtsprobleme
  • Feinmotorik beeinträchtigt23
  • Sozialverhalten
    • starker Gerechtigkeitssinn15
    • hoher Ehrgeiz bei Sport und Spiel15
    • will häufig bestimmen15
    • eifrig bei sozialen Diensten15
    • schnell beleidigt26
      • Rejection Sensitivity
  • Ungeduld
    • mit sich15
    • mit anderen15
  • nässt häufiger noch ein15
    • tagsüber häufiger als nachts
  • Schlaf
    • häufig spätes einschlafen15
    • braucht wenig Schlaf15
  • Exekutivfunktionsprobleme im Vorschulalter
    • korrelierten mit mehr externalisierenden und Aufmerksamkeitssymptomen, aber weniger internalisierenden Symptomen im Alter von 8 bis 13 Jahren27
    • ähnlich für eine ältere Altersgruppe28

1.4. Schulzeit (6 bis 15 Jahre)

ADHS-Symptome treten jetzt voll zutage.3

Schlafprobleme im Alter von 8 bis 9 Jahren erhöhten das ADHS-Risiko im Alter von 10 bis 11 Jahren um 18 bis 20 %.29

1.4.1. ADHS-I im Schulalter (ohne Hyperaktivität)

  • emotionale Probleme
    • häufig ängstlich15
    • häufig unsicher15
    • traut sich nichts zu15
    • Rejection Sensitivity
      • leicht kränkbar15
      • weint schnell15
      • emotional empfindlich15
      • verträgt Kritik schlecht15
      • fühlt sich ungeliebt15
      • fühlt sich missverstanden15
  • Aufmerksamkeits- und Lernschwierigkeiten
    • Probleme, zuzuhören15
    • leicht ablenkbar15
    • vergisst viel15
    • überhört viel15
    • unkonzentriert15
      • außer etwas interessiert besonders
    • verträumt15
    • langsam15
    • unflexibles denken15
    • benötigt sehr lange für die Hausaufgaben15
    • kann Hausaufgaben nicht allein machen15
  • Grob- und Feinmotorische Probleme
    • Schriftprobleme
    • Unsauberes ausmalen15
    • spricht undeutlich15
  • Sozialverhalten
    • lässt sich leicht ärgern15
    • kann sich schlecht wehren15
    • verzögerte Entwicklung der sozialen Reife15
    • langweilt sich schnell15
  • verliert und vergisst häufig Sachen
  • Somatisierungstendenzen
    • häufige Kopfschmerzen15
    • häufige Bauchschmerzen15

1.4.2. ADHS-HI im Schulalter (mit Hyperaktivität)

  • Sozialverhalten
    • Einfügen in den Klassenverband sehr erschwert3
  • Aggression
    • schlägt häufig, wird häufig von anderen geschlagen3
  • Risikoverhalten
    • kann Gefahren schlecht einschätzen15
    • 85 % der Schulwegunfälle3
  • Aufmerksamkeitsprobleme werden erstmals erkennbar
    • frühestens im Alter ab 7 Jahre
    • bis zum Alter von 14, 15 Jahren
  • motorische Hyperaktivität
    • motorische Unruhe15
    • immer in Bewegung15
    • zappelt viel15
  • Grobmotorik
    • schlechte Kraftdosierung15
  • Impulsivität
    • regt sich schnell und stark auf15
    • reagiert spontan und unüberlegt15
    • unterbricht andere
    • antwortet, bevor Frage zu Ende gestellt ist15
    • ist häufig laut15
  • Hochsensibilität
    • ist oft selbst Lärmempfindlich24
  • Aufmerksamkeitsprobleme
    • zeigen sich häufig erst in höherem Alter (Schulzeit)
    • kann nicht lange zuhören15
    • vergisst schnell15
    • verliert viel15
    • Konzentrationsspanne begrenzt
      • wechselt häufig zwischen Aufgaben / Tätigkeiten hin und her15
    • malt häufig nebenher
    • Schwierigkeiten, mit den Hausaufgaben zu beginnen15
    • unterbricht Hausaufgaben häufig15
    • gute Beobachtungsgabe15
      • bemerkt vieles15
      • kann andere gut durchschauen15
  • Lernprobleme
    • macht Fehler immer wieder
    • lernt aus Fehlern nicht15
  • Grobmotorik
    • auffällige Mundmotorik25
    • Sprachprobleme
      • spricht undeutlich15
      • stammeln15
      • Schwierigkeiten mit manchen Konsonanten
    • malt und bastelt nicht gerne25
    • hält Stifte verkrampft15
    • drückt zu fest auf15
    • Formen ausmalen oder ausschneiden erschwert15
    • Schwierigkeiten, schwimmen zu lernen
    • Schwierigkeiten beim Fahrradfahren lernen
    • Gleichgewichtsprobleme
  • emotionale Dysregulation
    • Rejection Sensitivity
      • fühlt sich schnell ungerecht behandelt15
  • Sozialverhalten
    • starker Gerechtigkeitssinn15
      • altruistisches Verhalten
    • will häufig bestimmen15
    • kommt mit Gleichaltrigen schlechter zurecht als mit Jüngeren oder Älteren15
  • sammelt nutzlose Dinge15
  • Schlaf
    • häufig spätes Einschlafen

1.5. Jugendalter (ab 15 Jahre)

  • motorische Hyperaktivität verringert sich3
  • innere und äußere Unruhe15
  • Impulsivität und verminderte Aufmerksamkeit bleiben erhalten3
  • Orientierung an sozialen Randgruppen3
  • Risiko, eine Suchtbereitschaft zu entwickeln3
  • Bereitschaft zum Hochrisikoverhalten3
  • Häufige Unfälle3
  • Leistungsabfall unter Stress15
  • Organisationsprobleme15
  • geringe Zielstrebigkeit15
  • Krakelige Handschrift15

1.6. Erwachsenenalter

  • kaum noch motorische Hyperaktivität, stattdessen innere Unruhe, Getriebensein30
  • Aufmerksamkeitsprobleme lassen etwas nach
  • Emotionale Probleme / Affektive Komorbiditäten nehmen zu
    • Depressionen
    • Angststörungen
  • Erhöhtes Suchtrisiko, Störungen im Sozialverhalten31
  • Angstsymptome, Alkoholprobleme32
  • Strafauffälligkeiten 33
  • Erhöhte Unfallneigung34
  • Schlechtere berufliche Position35

2. Symptomhäufigkeit und Symptomintensität bei ADHS

Die Diagnose von ADHS erfolgt nicht dadurch, dass eine spezielle Art von Symptomen vorliegt, die es ausschließlich bei ADHS gibt (kategorial), sondern durch die Menge an Symptomen, die originär aus ADHS stammen können und deren Intensität (dimensional).3637

  • In einer von Barkley38 vorgestellten Symptomsammlung haben
    • Nichtbetroffene im Schnitt 1 bis 2 der 18 Symptome oft, also rund 5 %
    • ADHS-Betroffene haben im Schnitt 12 der 18 der genannten Symptome oft, also rund 66 %.38
  • In dem von uns selbst gestalteten Onlinetest ADHS-Online-Tests
    haben
    • nach ihrer eigenen Einschätzung nicht betroffene Probanden im Schnitt knapp 8 von 32 möglichen Symptomen (25 %)
    • Probanden mit einer gesicherten ADHS-Diagnose rund 24 der 32 möglichen Symptome (75 %)
  • Kaum ein Betroffener hat alle Symptome “oft”, und es ist kaum typisierbar, welche Symptome gehäuft gemeinsam auftreten.

Die Symptome müssen über einen längeren Zeitraum und in mehreren Lebensbereichen auftreten. Meist sind sie vor dem 12. Lebensjahr erstmals sichtbar geworden. Es werden allerdings immer mehr Fälle eines Late Onset ADHS erkannt, bei dem im Jugendalter keine ausreichend starke Symptomatik bestand, die eine Diagnose gerechtfertigt hätte. Des betrifft vor allem Frauen ab Ende 30.
Dass Symptome länger und in verschiedenen Lebensbereichen bestehen müssen, dient dazu, ADHS als dauerhafte Störung von den Symptomen einer lediglich vorübergehenden (Stress-)Belastung durch zeitlich begrenzt bestehende Stressoren abzugrenzen.

3. Ethnische und kulturelle Unterschiede

Bei der Diagnose von ADHS bei Kindern durch Erwachsene sollten die unterschiedlichen ethnischen und kulturellen Hintergründe berücksichtigt werden.39


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Diese Seite wurde am 08.12.2024 zuletzt aktualisiert.