Selegilin: L-deprenyl; C13H17N
Markennamen: Movergan, Antiparkin, Xilopar sowie als Generikum
1. Wirkmechanismen von Selegilin¶
Selegilin ist ein MAO-Hemmer, der primär bei Parkinson eingesetzt wird. In niedriger Dosierung ist es ein selektiver MAO-B-Hemmer.
Selegilin hemmt MAO-B irreversibel, wodurch der Dopaminabbau verringert wird. Dabei wird Selegilin selbst zu Amphetaminen oder Methamphetaminen metabolisiert.
In höheren Dosen (über 20 mg/Tag) hemmt Selegilin zusätzlich auch MAO-A, was den Serotonin- und Noradrenalinspiegel im Gehirn erhöht.
Weiterhin wirkt Selegilin als Dopaminwiederaufnahmehemmer.
2. Selegilin bei ADHS¶
Eine Studie, die 20 mg und 60 mg Selegilin gegen Placebo verglich, fand bei den Probanden keine Verbesserung der ADHS-Symptomatik im Selbstreport. Eine andere Studie an 24 Kindern mit ADHS und komorbidem Tourette fand nur geringe Verbesserungen der ADHS-Symptomatik bei zugleich hoher Abbruchquote der Teilnehmer.
Eine ältere Studie fand eine gute Verbesserung der ADHS-Symptomatik durch Selegilin bei Kindern mit ADHS und komorbider Ticstörung über einen Testzeitraum von mehr als 6 Monaten. Nur 2 der 29 Probanden berichteten eine Verschlimmerung der Tics. Die Nebenwirkungen waren gering.
Drei kleinere Studien fanden keine Unterschiede in der Wirkung zwischen Selegilin und Methylphenidat im Elternbericht von 15 Familien, im Eltern- und Lehrerbericht bei 28 Kindern, und im Eltern- und Lehrerbericht bei 40 Kindern.
In einer weiteren kleinen placebokontrollierten Studie verbesserte Selegilin lediglich Unaufmerksamkeit, nicht jedoch Hyperaktivität/Impulsivität. Im Tierversuch fand sich bei SHR (Tiermodell für ADHS-C) eine signifikante Verringerung der Impulsivität bereits bei 0,25 mg/kg.
Selegilin scheint zuweilen off-label gegen ADHS eingesetzt werden.
3. Nebenwirkungen von Selegilin¶
- Schwindel
- Übelkeit
- Erbrechen
- Mundtrockenheit
- Bewegungsstörungen
- Psychosen
- Blutdruckabfall
- mässige Erhöhung der Leberenzyme
Die Nebenwirkungen von
- Appetitverlust
- Schlafproblemen
- Kopfweh
waren bei Selegilin etwas seltener als bei Methylphenidat, bei ansonsten vergleichbarer Menge an Nebenwirkungen.
4. Kontraindikationen von Selegilin¶
- Extrapyramidale Syndrome, die nicht auf Dopaminmangel beruhen
- Eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion
- Magen- oder Darmgeschwüre
- Schwangerschaft und Stillzeit
Selegilin darf nicht kombiniert werden mit:
-
SSRI
-
SNRI
- trizyklischen Antidepressiva
- Sympathomimetika
- Pethidin
- Opioiden
- Serotonin-Agonisten
- Bupropion
Eine Studie zur Komedikamentierung von Stimulanzien und MAO-Hemmern bei Depression fand keine dabei entstehenden Probleme. Eine weitere Studie berichtet von einer erfolgreichen Komedikamentierung von Selegilin und Lisdexamfetamin (Elvanse) bei ADHS und komorbider Depression.
Somit kann auch eine Kombinationsmedikation von Selegilin mit Stimulanzien bei ADHS in Betracht gezogen werden.