Mazindol
Formel: 5-[p-Chlorphenyl]-2,5-dihydro-3H-imidazo-[2,1-a] isoindol-5-ol; 5-(4-Chlorphenyl)-2,5-dihydro-3H-imidazo[2,1-a]isoindol-5-ol; C16H13ClN2O
Markennamen: Sanorex, Mazanor
1. Wirkmechanismen von Mazindol¶
Wirkmechanismen:
-
Noradrenalinwiederaufnahmehemmer: Ki 3,2 nM
-
Dopaminwiederaufnahmehemmer: Ki 27,8 nM
-
Serotoninwiederaufnahmehemmer: Ki 153,0 nM
(Ein niedrigeres Ki bindet stärker.)
-
5-HT1A-Rezeptor-Agonist
-
5-HT7-Rezeptor-Agonist
-
partieller Orexin-2-Rezeptor-Agonist
Mazindol erreicht den höchsten Blutspiegel nach 2 bis 4 h. Die Bioverfügbarkeit liegt bei 50 %, die Halbwertszeit bei 33 bis 55 h. Es wird zu 25 % renal und zu 75 % biliär ausgeschieden.
Mazindol ist ein trizyklischer Imidazo-Isoindol-Wirkstoff (kein trizyklisches Antidepressivum).
In den USA wurde Mazindol von der DEA als Schedule IV eingestuft (geringes Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial). MPH und AMP sind dagegen Schedule II-Stimulanzien.
2. Anwendungsgebiete von Mazindol¶
Mazindol wurde 1973 in den USA und in den 1980er Jahren in der EU für die Behandlung von Fettleibigkeit bei Erwachsenen zugelassen. Wegen geringer Umsätze wurde es 1999 Jahre in den USA wie in der EU freiwillig vom Markt genommen.
Mazindol war 2018 noch zugelassen in:
- für die kurzfristige Behandlung von Fettleibigkeit
- Mexiko/Mittelamerika (IR = sofortige Wirkstofffreisetzung)
- Japan (IR)
- Argentinien (IR und retardiert)
- für die Behandlung von Narkolepsie und idiopathischen Hypersomnien
- EU (IR) im Rahmen eines “compassionate use”
Mazindol weist ein günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis auf.
3. Mazindol bei ADHS¶
Mazindol ist eine wachmachende Substanz mit stimulierenden Eigenschaften. Mazindol zeigte in ersten Studien eine hohe Effektstärke von 1,09 auf ADHS-Kernsymptome bei Erwachsenen mit ADHS.
Eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte 6-wöchigen Phase-II-Studie an 85 Erwachsene mit ADHS zeigten retardierte 1-3 mg/Tag bei 42,9 % der Probanden eine signifikant bessere Verringerung des Schweregrads der ADHS-Symptome, gegenüber 11,9 % bei Placebo. Die Effektstärke soll 1,09 betragen haben.
Es ist nicht offiziell zur Behandlung von ADHS zugelassen.
Eine weitere Phase-2-Studie an 21 Kindern um 10 Jahre mit ADHS zeigte vergleichbare Ergebnisse.
Eine kontrolliert freisetzende Formulierung von Mazindol mit einer Halbwertszeit von 10 Stunden soll sich in Entwicklung befinden.
4. Nebenwirkungen von Mazindol¶
Bei Mazindol fanden sich Nebenwirkungen bei 42 % (1 mg), 38 % (2 mg) bzw. 57 % (3 mg) der Teilnehmer, gegenüber 21 %, 12 % bzw. 36 % bei Placebo. Häufiger traten auf: Mundtrockenheit, Übelkeit, Müdigkeit, erhöhte Herzfrequenz, verminderter Appetit, Verstopfung und Gewichtsverlust (Schnitt: -1,73 kg; -9,6 kg bis +3,7 kg).
Mazindol zeigte einen minimalen durchschnittlichen Anstieg
- des diastolischen und systolischen Blutdrucks (~3-6 mmHg)
- der Herzfrequenz (7,5-11 bpm)
Es fanden sich keine signifikanten Veränderungen von
- QTcF
- PR-Intervall
- QRS-Komplex
- Hämatologie
- Serumchemie
- Urinanalyse
5. Gegenanzeigen von Mazindol¶
Mazindol darf nicht angewendet werden bei
- Herzerkrankungen
- Bluthochdruck
- Arteriosklerose (Verhärtung der Arterien)
- Glaukom
Einnahme eines Monoaminoxidase-Hemmers (MAOI) in den letzten 14 Tagen einen
Vorsicht ist geboten bei
- Schilddrüsenproblemen
- Angststörungen
- Epilepsie oder andere Anfallserkrankungen
- Diabetes.
Es ist nicht bekannt, ob Mazindol ein ungeborenes Kind schädigen kann oder ob Mazindol in die Muttermilch übergeht. Bei (geplanter) Schwangerschaft und in der Stillzeit solte Mazindol nicht eingenommen werden.