Medikamente und Drogen - der Unterschied
Dopaminerge Drogen (THC, Kokain, Amphetamindrogen, Alkohol, Nikotin) wirken durch einen sehr schnell ansteigenden, sehr hohen und sehr schnell wieder abfallenden Dopaminspiegel im Striatum.1 Der schnelle hohe Anstieg von Dopamin löst die Rauschwirkung aus. Bei längerer Drogeneinnahme (schon bei regelmäßigem Rauchen von Tabak oder Alkoholkonsum) führt der länger anhaltend überhöhte Dopaminspiegel zu einer Downregulation der Dopaminrezeptoren und einer Upregulation der Dopamintransporter. Beim Absetzen der dopaminerhöhenden Droge wirkt der dann normalisierte Dopaminspiegel aufgrund der zu geringen Rezeptorzahl und zu hohen Transporterzahl nicht ausreichend und die dopaminerg geregelten Gehirnfunktionen aufrecht zu erhalten. Das Ergebnis sind Entzugserscheinungen, die innerhalb einiger Tage oder Wochen enden, nachdem sich die Dopaminrezeptoren und -transporter regeneriert haben.
Dopaminerge ADHS-Medikamente wirken dagegen nicht als Rauschmittel, weil sie einen sehr langsam ansteigenden, lang konstant anhaltenden und langsam abfallenden Dopaminspiegel bewirken. Medikamente gleichen lediglich das bestehende Dopamindefizit aus, sie führen nicht zu einem Dopaminüberschuss. Da kein Dopaminüberschuss entsteht, kann weder ein Rauschzustand noch eine Fehlregulationen der Dopaminrezeptoren bzw. Transporter hierauf erfolgen.
Bei oraler Aufnahme von Methylphenidat entsteht ein langsamer Anstieg des Dopaminspiegels, der nicht zu einer Rauschwirkung führt. Demgegenüber bewirkt eine intravenöse Applikation von MPH einen schnelleren Anstieg des Dopaminspiegels, der mit Rauschzuständen einhergeht.2
Während Drogen aufgrund des schnellen Anstiegs auf einen weit überhöhten Dopaminspiegel und dem nachfolgend schnellen Abfall einen Rauschzustand verursachen können, ist diese Möglichkeit bei medikamentöser Einnahmen von Stimulanzien (Methylphenidat und Amphetaminmedikamenten) aufgrund der oralen (langsam wirkenden) Einnahme gerade nicht gegeben.
Bossong, van Berckel, Boellaard, Zuurman, Schuit, Windhorst, van Gerven, Ramsey, Lammertsma, Kahn (2009): Delta 9-tetrahydrocannabinol induces dopamine release in the human striatum.; Neuropsychopharmacology. 2009 Feb;34(3):759-66. doi: 10.1038/npp.2008.138. mwNw; 47 ↥
Tomasi D, Manza P, Logan J, Shokri-Kojori E, Yonga MV, Kroll D, Feldman D, McPherson K, Biesecker C, Dennis E, Johnson A, Yuan K, Wang WT, Butman JA, Wang GJ, Volkow ND (2023): Time-varying SUVr reflects the dynamics of dopamine increases during methylphenidate challenges in humans. Commun Biol. 2023 Feb 10;6(1):166. doi: 10.1038/s42003-023-04545-3. PMID: 36765261; PMCID: PMC9918528. ↥