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Agomelatin bei ADHS

Inhaltsverzeichnis

Agomelatin bei ADHS

Der Handelsname von Agomelatin ist Valdoxan.

Wirkung:

  • agonistisch auf Melatonin MT1-Rezeptor
  • agonistisch auf Melatonin MT2-Rezeptor
  • Blockade des Serotonin-5HT-2-B-Rezeptors im Nucleus suprachiasmaticus1
  • Blockade des Serotonin-5HT-2-C-Rezeptors im Nucleus suprachiasmaticus1
  • soll die Expression des mit dem Zytoskelett assoziierten Proteins (ARC) im PFC erhöhen2
    • soll zu einer Optimierung des Lernens, der Konsolidierung des Langzeitgedächtnisses und einem verbesserten Überleben der Neuronen führen
  • Modulation der glutamatergen Neurotransmission in Regionen, die mit Stimmung und Kognition in Verbindung stehen2

Agomelatin moderiert eine Synchronisation circadianer Rhythmen.342 Es ist daher insbesondere bei einem nach hinten verschobenen Schlafrythmus (der bei ADHS-Betroffenen häufig ist) überlegenswert.

70 bis 80 % aller Kinder mit ADHS haben Schlafstörungen.
Bei Erwachsenen mit ADHS sind es wohl zwischen 20 und 30 %.

Schlaf ist als Therapeutikum bei ADHS, wie bei allen anderen Störungen des Stressregulationssystems, ein eminent wirksames Mittel. Eine Stunde mehr Schlaf in der Nacht verringert den Cortisolspiegel am Morgen um 21 %.

Möglicherweise wirkt Agomelatin nicht nur schlaffördernd und antidepressiv, sondern auch eigenständig ADHS-wirksam: Die Wirksamkeit von Agomelatonin wurde in einer randomisierten Doppelblindstudie mit n = 54 Kindern mit der von Methylphenidat verglichen. Beide Medikamente schnitten in der Eltern- und Lehrerbeurteilung der Kinder vergleichbar ab. Naturgemäß hatten die mit Agomelatin behandelten Kinder weniger Schlafstörungen.5 Agomelatin ist als ADHS-Medikament im übrigen kaum erforscht.

  • Agomelatin bewirkt eine 5HT2C-Rezeptor-Blockade, die indirekt eine Erhöhung von Noradrenalin und Dopamin im frontalen Cortex bewirkt.1
  • Agomelatin erhöht jedoch nicht das Dopaminniveau im Nucleus accumbens und im Striatum,1 wo das Dopamindefizit bei ADHS die Probleme mit Antrieb und Motivation sowie mit der durch Motivation regulierten Aufmerksamkeit verursacht.
  • Der Noradrenalinspiegel im frontalen Cortex wird dosisabhängig erhöht, wobei sich gleichzeitig die adrenerge Aktivität im Nucleus coeruleus erhöht.1

MPH und Amphetaminmedikamente wirken demgegenüber dopaminerhöhend auf PFC und Striatum.

Agomelatin wird metabolisiert durch:6

  • Cytochrom P450 1A2 (CYP1A2) (90 %)
  • CYP2C9/2C19 (10%)

Zu Agomelatin als Schlafmittel siehe auch bei ADHS geeignete Schlafmittel / Schlaf-Medikamente im Beitrag Schlafprobleme bei ADHS.