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Häufigkeit von ADHS (Prävalenz)

Häufigkeit von ADHS (Prävalenz)

Autor: Ulrich Brennecke
Review 09/2024: Dipl.-Psych. Waldemar Zdero

ADHS gibt es weltweit in allen Kulturen und Staaten. Die Häufigkeit des Auftretens wird Prävalenz genannt.

Prävalenz kann verschiedene Begriffe definieren:
Diagnoseprävalenz: Häufigkeit bestehender ärztlicher Diagnosen einer Krankheit in der Gesamtbevölkerung (z.B. innerhalb der letzten 12 Monate). Abhängig von Diagnosemaßstab und Fachkenntnis der diagnostizierenden Personen.
Wahre Prävalenz / Feldprävalenz / epidemiologische Prävalenz: Häufigkeit einer Krankheit bei gründlicher Untersuchung einer repräsentativen Gruppe durch Experten, hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung. Auch dieser Wert hängt von den verwendeten Instrumentarien ab (bei ADHS z.B. höher bei DSM 5 als bei DSM III).
Behandlungsprävalenz: Anhand von Behandlungs- / Vorsorgekontakten ermittelte Prävalenz. Abhängig von Behandlungscommitment der Betroffenen.
Administrative Prävalenz: Aus Routinestatistiken ermittelte Prävalenz (z.B. Krebsregister). Bei ADHS kaum möglich.

Punktprävalenz: Anzahl der bestehenden Fälle zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Periodenprävalenz: Alle auftretenden Fälle in einem Zeitraum.

Inzidenz: Häufigkeit von Neudiagnosen einer Krankheit in der Gesamtbevölkerung (z.B. innerhalb der letzten 12 Monate).

Die Diagnoseprävalenz bei ADHS, also die Häufigkeit, mit der praktizierende Ärzte und Psychologen ADHS feststellen, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, da ADHS besser verstanden wurde und Ärzte und Psychologen heute besser geschult sind. Die wahre Prävalenz, also die Häufigkeit, mit der ADHS tatsächlich existiert, hat sich dagegen nicht verändert. In Teststudien, in denen repräsentative Gruppen durch Spezialisten untersucht werden, ist die wahre Prävalenz von ADHS unverändert.1

Sofern wir den Begriff Prävalenz ohne weitere Erläuterung verwenden, soll zukünftig die Diagnoseprävalenz gemeint sein. Stand April 2021 ist diese Differenzierung noch nicht durchgängig verifiziert, was dadurch erschwert ist, dass etliche Studien dies nicht transparent formulieren.

1. Bevölkerungsprävalenz

1.1. Weltweit

Als Gesamtschnitt wurde 2007 aus Studien von 1978 bis 2005 eine Prävalenz von 5,29 % ermittelt.2 Dabei wurden wenig Unterschiede zwischen Nordamerika und Europa festgestellt, während sich für Afrika und den Mittleren Osten abweichende Werte fanden.
Eine Metastudie ermittelte eine ADHS-Prävalenz bei Erwachsenen von 3,10 %.3 ADHS-I war häufiger als ADHS-HI, ADHS-C war am seltensten.

Kinder und Jugendliche:
Eine übergreifende Studie von 13 Metastudien (588 Primärstudien mit 3.277.590 Probanden) ermittelte eine weltweite ADHS-Prävalenz bei Kindern und Jugendlichen von 8 % (Jungen: 10 %, Mädchen: 5 %). Häufigster ADHS-Subtyp war ADHS-I, gefolgt von ADHS-HI und ADHS-C.4
2018 ermittelte eine Studie eine Prävalenz von rund 5 % bei Kindern und Jugendlichen sowie weitere 5 %, die knapp unter dem Cutoff für eine Diagnose lagen.5 2015 fand eine Metaanalyse von 175 Studien nach DSM III bis DSM IV eine weltweit gepoolte Gesamtprävalenz von ADHS bei Kindern und Jugendlichen von 7,2 % (6,7 % bis 7,8 %).6 2012 ermittelte eine Metaanalyse aus 86 Studien mit n = 163,688 Kindern und Jugendlichen eine Prävalenz von 5,9 % bis 7,1 % nach DSM IV.7

Erwachsene
2012 ermittelte eine Metaanalyse aus 11 Studien mit n = 14.112 Erwachsenen eine Prävalenz von rund 5 % nach DSM IV.7

Senioren
Eine Metaanalyse von k = 20 Studien mit n = 20.999.871 Personen, darunter n = 41.420 mit ADHS, fand eine Prävalenz von ADHS bei älteren Menschen von 2,18 % anhand validierter Skalen in Gemeinschaftsstichproben, während die Gesundheitsregister lediglich 0,23 % an klinischen Diagnosen auswies.8 Dies belegt eine massive Unterdiagnostik bei älteren Menschen.9

Eine weltweit mit den gleichen standardisierten Methoden durchgeführte Studie an Erwachsenen von 18 bis 44 Jahren nach den (auf Kinder ausgerichteten) DSM-IV-Kriterien fand eine ADHS-Prävalenz von 2,8 % und war in Ländern mit hohem (3,6 %) und oberem mittlerem (3,0 %) Einkommen höher als in Ländern mit niedrigem/niedrigem mittlerem Einkommen (1,4 %).10 Das Design der Studie betrachten wir kritisch, weil in einer Vorstudie eine Vorauswahl der Probanden getroffen wurde. Dass Erwachsenen-ADHS häufiger sein soll als ADHS bei Kindern über dem Treshold, halten wir für fragwürdig, zumal mit DSM IV noch eine auf ADHS im Kindes- und Jugendalter zugeschnittene Diagnostik verwendet wurde.

Land Prävalenz bei Kindern (Treshold) Prävalenz bei Kindern (Subtreshold) Prävalenz bei Erwachsenen
Belgien 2,9 % 8,6 % 4,1 %
Frankreich 4,7 % 8,9 % 7,3 %
Deutschland 1,8 % 5,6 % 3,1 %
Italien 0,9 % 3,7 % 2,8 %
Niederlande 2,9 % 9,2 % 5,0 %
Nordirland 3,2 % 4,5 % 6,0 %
Polen 0,3 % 0,8 % 0,8 %
Portugal 1,5 % 4,0 % 3,0 %
Spanien 1,8 % 1,9 % 1,2 %
Spanien (Murcia) 2,0 % 4,2 % 3,3 %
USA 8,1 % 6,6 % 5,2 %
Brasilien (Sao Paulo) 2,5 % 7,0 % 5,9 %
Kolumbien (Medellin) 2,5 % 3,0 % 3,0 %
Libanon 1,5 % 3,3 % 1,8 %
Mexiko 3,0 % 3,7 % 1,9 %
Rumänien 0,4 % 0,7 % 0,6 %
Kolumbien 1,2 % 2,9 % 2,5 %
Irak 0,1 % 1,0 % 0,6 %
Peru 0,8 % 2,5 % 1,4 %
China (Shenzen) 0,7 % 3,0 % 1,8 %

Die nachfolgenden Unterschiede der (diagnostischen) Prävalenz in verschiedenen Regionen der Welt dürften eher Unterschiede der Diagnostischen Methodik repräsentieren als Unterschiede der Wahren Prävalenz von ADHS.11

1.2. Europa

1.2.1. Deutschland

Die erste KiGGS-Studie 2006 fand, dass knapp 5 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland von 3 – 17 Jahren bereits einmal eine ärztliche ADHS-Diagnose erhalten hätten (Diagnoseprävalenz). Daneben seien weitere 5 % als Verdachtsfälle einzustufen.12
Die zweite KiGGS Studie von 2017 spricht von 4,4 % der Kinder und Jugendlichen, die bereits einmal eine ärztliche Diagnose erhalten hätten.1314 Es handelt sich um Berichte der Erziehungsberechtigten. Die Aussage, dass einmal ein ADHS-Diagnose erfolgt sei, bedeutet nicht, dass diese Diagnose zum Studienerhebungszeitpunkt noch fortbestehen müsste. Es handelt sich nicht um die Feldprävalenz (“Wahre Prävalenz”, Untersuchung einer randomisierten Gruppe durch Experten), da die Bewertung von der ADHS-Kenntnis der Ärzteschaft beeinflusst ist. Die Feldprävalenz wird daher höher sein.

Die Gesamtprävalenz von ADHS bei Kindern und Jugendlichen wurde in der Bella-Studie von 200715 mit 2,2 % festgestellt (was wir für zu niedrig erachten). Eine Bella-Teilstudie mit n= 2500 Probanden zwischen 7 und 17 Jahren16 benennt die Prävalenz in der Elternbeurteilung mit rund 5 %. Beide Darstellungen bestätigen ein starkes Auseinanderfallen der Prävalenz nach sozialen Schichten. Nach der Bella-Studie 2007 ist die mittlere Schicht mit der Durchschnittsprävalenz belastet, während die untere soziale Schicht mit 3,9 % eine 4 Mal so hohe Prävalenz hat wie die obere Schicht.17 Die Bella-Teilstudie berichtet in der unteren sozialen Schicht (mit 7,2 %) eine ca. 2,3 Mal so hohe Prävalenz von ADHS als in der oberen Schicht mit 2,8 % (bei 3 Schichten).16

Bei älteren Erwachsenen ermittelte eine Studie eine ADHS-Feldprävalenz von:18

  • 40-59-jährigen: 3,1 %
  • 60-80-jährigen: 2,1 %
    In Bezug auf die aktuelle ADHS-Symptomatik deckte sich das Ergebnis des verwendeten Selbsteinschätzungsinstruments zu 92,1 % mit dem des Fremdbeobachtungsinstruments.

Eine andere Studie fand eine Feldprävalenz (epidemiologische Prävalenz) bei Erwachsenen von 4,7 %.19
In Deutschland sollen 20 % der psychiatrischen und psychotherapeutischen Patienten von ADHS betroffen sein.20

33,3 % aller Deutschen und 38,8 % aller EU-Bürger leiden (innerhalb von 12 Monaten) an einer psychischen Störung. Männer und Frauen sind ungefähr gleich häufig betroffen, jedoch mit unterschiedlichen Störungsbildern. Am häufigsten ist die Altersgruppe von 18 bis 34 Jahren betroffen.21
Von diesen 33,3 % leiden wiederum 1/3 (also insgesamt 11,1 % aller Deutschen) an mehr als nur einer Störung. In diesen Fällen besteht eine offene Komorbidität von mehreren Störungen aus verschiedenen Diagnosegruppen. Die Komorbidität hinsichtlich verschiedener Einzeldiagnosen aus derselben Gruppe ist nochmals deutlich höher.
Komorbiditäten nehmen mit dem Alter zu.21

Die Lebenszeitprävalenz von ADHS in Deutschland entspricht in etwa der von Diabetes.22

Weiterführend zur Prävalenzverteilung von ADHS: http://www.adhs.info/fuer-paedagogen/allgemein-stoerungsbild/praevalenzraten.html

1.2.2. Dänemark

Eine Kohortenstudie in Dänemark ergab bei Jungen unter 18 Jahren ein Prävalenz von 5,9 % nach ICD 10.23 Eine andere Studie unter allen von 1990 bis 199 geborenen Kindern fand eine Prävalenz von 3,68 %.24

1.2.3. Finnland

In Finnland beobachtete eine nationale Kohortenstudie einen Anstieg der Gabe von ADHS-Medikamenten bei Kindern von 1,26 % in 2008 auf 4,42 % in 2018 und bei Jugendlichen von 0,93 % in 2008 auf 4,21 % in 2018. Zugleich stieg der Anteil von medikamentierten Frauen an.25
2019 erhielten eine medikamentöse ADHS-Behandlung26

  • 1,3 % der Jungen
  • 0,48 % der Mädchen

1.2.4. Frankreich

Die ADHS-Prävalenz bei Kindern von 6 bis 12 Jahren wurde mit 3,5 % bis 5,6 % angegeben. Eine andere Studie nennt einen Wert von 0,3 %,27 was zu niedrig erscheint.

1.2.5. Tschechien

In einem repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt betrug in 2019 die diagnostische Prävalenz 3 %, die Feldprävalenz (nach dem sehr simplen ASRS) 7,84 %.28

1.2.6. Irland

7,6 %29

1.2.7. Island

Für Island wurde für 2023 eine Verschreibungsquote von ADHS-Medikamenten berichtet (nach dem staatlichen isländischen Rezepteregister) für:30
14,7 % der 7- bis 17-jährigen (Jungen 17,7 %, Mädchen 11,6 %)
17,6 % der 12- bis 17-jährigen (Jungen 20,1 %, Mädchen 14,6 %)
10,2 % der 18- bis 44-jährigen Erwachsenen (Männer 9,4 %, Frauen 11,0 %)

Die Diagnoseprävalenz muss daher mindestens so hoch sein.

Der Anstieg der Verschreibungsquote von 2010 bis 2023 betrug
für 7- bis 17-jährige: 93 % Jungen, 224 % Mädchen
für 18- bis 44-jährige: 414 % Männer, 543 % Frauen

Als (bislang unbelegte) Hypothese wäre vorstellbar, dass Einwanderungsländer eine höhere ADHS-Quote aufweisen, weil das Auswandern in der Not häufiger von impulsiveren Menschen erfolgt.
Island war ein Einwanderungsland für auswandernde Skandinavier, die USA waren und sind ein Einwanderungsland. Beide weisen eine überdurchschnittliche ADHS-Prävalenz auf.
Diese Hypothese müsste mit spiegelbildlich verringerten ADHS-Quoten in Auswanderungsländern einhergehen. Zumindest für Irland scheint dies nicht zuzutreffen.

1.3. Nordamerika

1.3.1. USA

In den USA hat die Häufigkeit der Diagnose aller Entwicklungsstörungen, darunter auch ADHS, in den Jahren von 2009 bis 2018 signifikant zugenommen:313233

Nach Alter:

  • Erwachsene: 14,6 % (DSM 5)34
  • Kinder
    • Kinder von 3 bis 17 Jahren mit ADHS-Diagnose (Diagnoseprävalenz)
      • 2010: 8 %
      • 2017: 8,5 % bis 9,5 %31
      • 2018: 9,8 %
      • 2020 bis 2022: 11,3 %35
      • Jungen
        • 2010: 11 %
        • 2018: 13 %
        • 1997 bis 2018: 12,93 %36
        • 2020 bis 2022: 14,5 %35
      • Mädchen
        • 2010: 6 %
        • 2018: 6,6 %
        • 1997 bis 2018: 5,61 %36
        • 2020 bis 2022: 8,0 %35
        • schwarze Mädchen zwischen 7 und 17 Jahren: 6,4 % bis 9,2 %; der unaufmerksame Subtyp war am häufigsten37
        • weiße Mädchen zwischen 7 und 17 Jahren: 2,3 % bis 6,4 %; der unaufmerksame Subtyp war am häufigsten37
      • nach Alter
        • 3-4: Lernschwäche 3,2 %, ADHS 1,2 % (2018)
        • 5-9: ADHS 6,57 % (1997-2018)36
        • 5-11: Lernschwäche 6,7 %, ADHS 9 % (2018)
        • 12-17: Lernschwäche 9,4 %, ADHS 13,6 % (2018)
        • 10-17: ADHS 11,09 % (1997-2018)36
    • Kinder von 4 bis 17 Jahren in einer landesweiten telefonischen Befragung (Diagnoseprävalenz)38
      • 2003: 7,8 %
      • 2007: 9,5 %; 4,8 % mit ADHS-Medikamenteneinnahme
      • 2019/2020: 8,5 %39
    • Kinder von 5 bis 11 Jahren in Kalifornien (Diagnoseprävalenz)40
      • 2001: 2,1 %
      • 2010: 3,1 %

Nach Ethnien:

  • Hispanische Kinder (2010: 4 %; 2018: 2018: 6,9 %)41

  • nicht-hispanische weiße Kinder (2010: 10 %; 2018: 10,9 %)41

  • nicht-hispanische schwarze Kinder (2010: 11 %; 2018: 13,1 %) Kinder41

  • Kinder von Paaren mit einem weissen und einem indianischen Elternteil (American Indian / Alaska Native) 2018: 26,4 %41

  • Personen, die sich als zwei oder mehr Rassen identifizieren: ADHS 12,36 % (1997-2018)36

  • Weiße: ADHS 9,83 % (1997-2018)36

  • Schwarze/Afroamerikaner: ADHS 10,09 % (1997-2018)36

  • Hispano-/Lateinamerikaner: ADHS 5,36 % (1997-2018)36

  • Nichthispano-/Lateinamerikaner: ADHS 10,64 % (1997-2018)36

  • Unterhalb der Armutsgrenze: ADHS 11,41 % (1997-2018)36

  • Einkommen von 100 bis 199 % der Armutsgrenze: ADHS 10,6 % (1997-2018)36

  • Einkommen von 200 bis 399 % der Armutsgrenze: ADHS 8,6 % (1997-2018)36

  • Einkommen von 400 % und mehr der Armutsgrenze: ADHS 8,39 % (1997-2018)36

  • Medicaid-Empfänger: ADHS 12,57 % (1997-2018)36

  • Privatversicherte: ADHS 9,65 % (1997-2018)36

  • Versicherte: ADHS 8,11 % (1997-2018)36

  • Nichtversicherte: ADHS 5,83 % (1997-2018)36

Kinder von alleinerziehenden Müttern zeigten etwa doppelt so häufig Lernschwierigkeiten (1010: 12 %; 2018: 11,3 %) oder ADHS (2010: 13 %; 2018: 12,6 %) wie Kinder in Familien mit zwei Elternteilen (Lernschwierigkeiten 2010: 6 %, 2018: 5,9 %; ADHS 2010: 7 %, 2018: 8,8 %). Kinder alleinerziehender Väter hatten 2018 nur zu 5 % Lernschwierigkeiten und zu 6,7 % ADHS.
Kinder mit einem mittleren oder schlechten Gesundheitszustand zeigten rund fünfmal so häufig eine Lernschwäche (2010: 28 % zu 6 %; 2018: 32,3 % zu 5,9 %) und rund doppelt so häufig ADHS (2010: 18 % zu 7 %; 2018: 16,2 % zu 8,8 %) wie Kinder mit einem ausgezeichneten oder sehr guten Gesundheitszustand. Bei einem guten Gesundheitszustand war 2018 ADHS mit 15,4 % kaum häufiger als bei einem mittleren oder schlechten Gesundheitszustand.
Kinder in Großstädten über 1 Million Einwohner erhielten 2018 mit 8,2 % seltener ein ADHS-Diagnose als Kinder in Städten unter 1 Mio (12 %) oder außerhalb von Großstädten (11,6 %).
Bei Kriegsveteranen wurde zwischen 2009 und 2016 ein Zuwachs der jährlichen ADHS-Prävalenz um rund 250 % von 0,23 auf 0,84 % beobachtet.41
Friedmann berichtet, dass die Lebenszeitprävalenz von ADHS in den USA von 7,8 % in 2003 auf 11 % in 2011 gestiegen sei.42 Dies ergibt sich nicht aus einem Anstieg von ADHS (wahre Prävalenz), sondern daraus, dass ADHS heute besser erkannt und sicherer diagnostiziert wird (diagnostische Prävalenz).

Eine 20-Jahres-Studie von 1997 bis 2016 in den USA fand an Diagnoseprävalenzen bei Kindern und Jugendlichen:43

  • 6,1 % in 1997/1998
  • 10,2 % in 2015/2016, davon
    • Jungen 14,0 %
    • Mädchen 6,3 %
    • hispanisch 6,1 %
    • nicht-hispanisch weiß 12,0 %
    • nicht-hispanisch schwarz 12,8 %

Der Anstieg der Diagnoseprävalenz dürfte sich durch die verbesserte Diagnostik von ADHS erklären. Die wahre Prävalenz von ADHS bei Kindern in den USA hat sich in den Jahren von 2003 bis 2007 nicht verändert.11

Eine Studie fand sehr unterschiedliche ADHS-Prävalenzen nach Countys. Die Daten wurden durch Elternberichte ermittelt, was ihre Aussagekraft massiv beeinträchtigt:44
USA national: 12,9 % (11,5 % bis 14,4 %)
Gegenden mit hoher ADHS-Prävalenz:

  • West South Central: 55,1 % der Countys hatten eine Prävalenz von 16 % oder mehr
  • East South Central: 53,6 % der Countys hatten eine Prävalenz von 16 % oder mehr
  • New England: 49,3 % der Countys hatten eine Prävalenz von 16 % oder mehr
  • South Atlantic: 46,2 % der Countys hatten eine Prävalenz von 16 % oder mehr
    Gegenden mit niedriger ADHS-Prävalenz:
  • East North Central: 11,7 % der Countys hatten eine Prävalenz von 16 % oder mehr
  • Pacific: 6,9 % der Countys hatten eine Prävalenz von 16 % oder mehr
  • West North Central: 5,8 % der Countys hatten eine Prävalenz von 16 % oder mehr
  • Mid Atlantic: 4 % der Countys hatten eine Prävalenz von 16 % oder mehr
  • Mountain: 2,1 % der Countys hatten eine Prävalenz von 16 % oder mehr

1.3.2. Kanada

Bei kanadischen Kindern wurde ADHS diagnostiziert bei45

  • Mädchen
    • 2008: 3,1 %
    • 2015: 3,9 %
  • Jungen:
    • 2008: 8 %
    • 2015: 9,5 %

Die berechnete wahre Prävalenz betrug demgegenüber46

  • 4 – 17 Jahre
    • 2008: 6,92 %
      • Mädchen: 6,0 %
      • Jungen: 7,9 %
    • 2015: 8,57 %
      • Mädchen: 6,5 %
      • Jungen: 10,1 %
  • 18 – 34 Jahre
    • 2008: 5,73 %
      • Frauen: 5,4 %
      • Männer: 6,2 %
    • 2015: 7,33 %
      • Frauen: 6,3 %
      • Männer: 8,6 %
  • 35 – 64 Jahre
    • 2008: 5,20 %
      • Frauen: 5,2 %
      • Männer: 5,3 %
    • 2015: 5,54 %
      • Frauen: 5,4 %
      • Männer: 5,7 %

1.4. Südamerika

1.4.1. Kolumbien

Unter Kindern der Paisa in Kolumbien fand eine Studie eine ADHS-Prävalenz von 16,4 % (Jungen 19,8 %, Mädchen 12,3 %).47

1.5. Asien

Ostasiatische (N = 1301) und südasiatische (N = 730) Jugendliche zeigten eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit für eine ADHS-Diagnose als weiße Jugendliche:48

  • Ostasiatische Jugendliche: OR = 0,16
  • Südasiatische Jugendliche: OR = 0,45

Die verringerte ADHS-Diagnose-Prävalenz unter asiatischstämmigen Amerikanern wurde zurückgeführt auf:49

  • ein höherer ADHS-I-Anteil
  • rassistische Voreingenommenheit und der Einfluss des „Model Minority Myth“
  • kulturelle Unterschiede bei der Identifizierung im Klassenzimmer
  • Stigmatisierung der psychischen Gesundheit in asiatisch-amerikanischen Gemeinschaften
  • eine Interpretation von ADHS durch die Eltern als Fehlverhalten und nicht als neurologische Entwicklungsstörung
  • eine hohe Unterstützung der akademischen Aktivitäten der Kinder durch die Eltern, was eine Beeinträchtigung verdecken kann.

1.5.1. China

In China wurde bei Kindern und Jugendlichen eine Prävalenz von 6,26 % ermittelt (63 Studien von 1983 bis 2015, davon 70 % aus 2005 bis 2015), wobei sich erhebliche regionale Unterschiede ergaben.50

1.5.2. Japan

Unter japanischen Erwachsenen soll die ADHS-Prävalenz bei 1,7 % liegen.51

Unter japanischen Studentinnen (∅ 19,2 Jahre) wurde bei 27,2 % ADHS-HI und bei 1,1 % ADHS-I gefunden.52 Eine andere Studie berichtete von 27 % ADHS bei japanischen Studenten (29,7 % Männer, 25,3 % Frauen).53

Eine Studie berichtet von 31,1 % ADHS nach Elternreport (n = 7.566) und 4,3 % ADHS nach Lehrerreport (n = 9.9 56) bei einer Gesamtprävalenz von 7,2 bis 7,9 % unter japanischen Vorschulkindern. Möglicherweise sind Elternberichte in Japan aus kulturellen Gründen nicht belastbar.54 Eine weitere Studie findet ebenfalls Hinweise auf überhöhte Elternratings für kleine Kinder in Japan.55 Während die Eltern der 4 bis 12-jährigen eine ADHS-Quote von 7,7 % ermittelten, ergaben die Lehrerratings der Kinder lediglich bei 3,19 % ADHS (nach DSM III).

1.5.3. Taiwan

Eine große Studie fand einen Anstieg neuer ADHS-Diagnosen nach ICD 9 von 7,92/10000 Personenjahre in 2000 auf 13,92/10000 Personenjahre in 2011. Das Verhältnis von Männern zu Frauen sank von 3,61 auf 2,90. Der größte Anstieg wurde bei jungen Erwachsenen (19-30 Jahre) festgestellt, gefolgt von Vorschulkindern (0-6 Jahre).56

1.5.4. Indien

Eine große Studie benannte die Prävalenz von ADHS in Indien in 2017 mit 0,3 %.57 Die Prävalenz von ASS wurde mit 3,2 % genannt.

In einem ländlichen Gebiet von Nordindien fand sich eine Prävalenz von AD58

1.6. Afrika

Eine Metastudie von 63 Studien mit n = 849.902 Teilnehmern fand für den Mittleren Osten und Nordafrika eine mittlere Prävalenz von 10,3 %.59

1.6.1. Äthiopien

In Äthiopien fand 2022 eine Studie an Kindern und Jugendlichen von 6 bis 17 Jahren eine Feldprävalenz von 13 %.60 2015 fand eine Studie bei 6 bis 17-jährigen eine Prävalenz von 7,3 %. Es waren 80 % mehr Jungen als Mädchen betroffen, Kinder alleinerziehender Elternteile waren 5-mal so häufig und Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status 2,4-mal so häufig betroffen.61 Eine weitere Studie fand eine Feldprävalenz von 9,9 %.62
Eine Metastudie fand eine gepoolte Gesamtprävalenz bei Kindern und Jugendlichen von 14,2 %. Risikofaktoren waren: Männlich (OR: 2,19), im Alter von 6-11 Jahren (OR: 3,67), niedriger sozioökonomischer Status der Familie (OR: 3,45), mütterliche Komplikationen während der Schwangerschaft (OR: 3,29) und eine familiäre Vorgeschichte psychischer Erkrankungen (OR: 3,83).63

1.6.2. Ghana

Eine Studie in Ghana fand 2016 bei Kindern von 7 bis 15 Jahren eine Prävalenz von 1,64 %.64

1.6.3. Somalia

Eine Studie in Somalia fand bei Kindern von 7 bis 15 Jahren eine Prävalenz von 2,8 %.65

1.6.4. Mosambik

Bei Schülern von Primärschulen in Mosambik fand sich eine ADHS-Prävalenz von 13,4 %. Bei strengeren Maßstäben ergaben sich 6,7 %.66

1.7. Mittlerer Osten

Eine Metastudie von 63 Studien mit n = 849.902 Teilnehmern fand für den Mittleren Osten und Nordafrika eine mittlere Prävalenz von 10,3 %.59 Die Prävalenz bei Kindern und Jugendlichen (59 Studien) betrug 10,1 %, die Prävalenz bei Erwachsenen (4 Studien) 13,5 %.

1.7.1. Iran

Eine Metastudie von 19 Studien fand für den Iran eine mittlere Prävalenz von 14,8 %.59

Im Iran fand eine 2019 veröffentlichte Studie eine Prävalenz von 4 % (5,2 % bei Jungen, 2,7 % bei Mädchen) zwischen 6 und 18 Jahren.67

1.7.2. Saudi-Arabien

Eine Metaanalyse von 14 Studien mit n = 455.334 Betroffenen fand eine ADHS-Prävalenz in der saudischen Gesamtbevölkerung von 12,4 %.68
Eine Metastudie von 8 Studien fand für Saudi-Arabien eine mittlere Prävalenz von 13,5 %.59

Eine Untersuchung von 2280 Studenten aus 11 Colleges der King Abdulaziz University, einer der größten Universitäten Saudi-Arabiens, wurden persönlich mit einer validierten arabischen Version der Adult ADHD Self-Report Scale untersucht. Von den 2059 Studenten (90 %), die den Fragebogen ausfüllten (Durchschnittsalter: 21,2 Jahre) erfüllten 11,9 % die Kriterien für ADHS im Erwachsenenalter. Nur bei 6,5 % war in der Kindheit ADHS diagnostiziert worden und lediglich 0,8 % hatten Medikamente dagegen eingenommen.
Dies ist eine der wenigen Studien zur wahren Prävalenz (Feldprävalenz) von ADHS.69
Das ADHS-Risiko korrelierte mit

  • hohem Familieneinkommen
  • schlechte Noten im letzten Semester
  • Scheidung der Eltern
  • ADHS-Diagnose in der Kindheit
  • frühere Depressionsdiagnose
  • höherer Schweregrad aktueller Depressionen und Ängste
  • Rauchen von Zigaretten.

Eine Studie an 200 random ermittelten Medizinstudenten fand anhand des ASRS eine ADHS-Prävalenz von 33,3 %. Frauen, Studenten im dritten Studienjahr und die Altersgruppe der 21- bis 26-Jährigen waren die Hochrisikogruppen für ADHS.70 Der ASRS ist jedoch ein Screeninginstrument und daher für eine Prävalenzmessung wenig geeignet.

Eine Studie an Erwachsenen von 21 bis 30 Jahren (77 Frauen) berichtet von ADHS-Symptome bei 48 %.71
Eine Studie an jungen Erwachsenen berichtet eine ADHS-Prävalenz anhand des ASRS von 34,7 %.72

Die erhöhte Prävalenz von ADHS im arabischen Raum könnte mit der hohen Quote von Ehen unter Blutsverwandten auf der arabischen Halbinsel (Saudi-Arabien: 52 %) zusammenhängen.73

1.7.3. Ägypten

Eine Metastudie von 9 Studien fand für Ägypten eine mittlere Prävalenz von 13,3 %.59

Die Prävalenz von ADHS bei Vorschulkindern (3 bis 6 Jahre) betrug 10,5 %. ADHS-I war am häufigsten (5,3 %), gefolgt von der Hyperaktivitätsform (3,4 %).74
Das ADHS-Risiko korrelierte mit

  • positive Familienanamnese psychologischer und neurologischer Symptome (17,9 % positiv vs. 9,7 % negativ)
  • Familienanamnese von ADHS-Symptomen (24,5 % positiv vs. 9,4 % negativ)
  • aktives Rauchen der Mutter (21,1 % positiv vs. 5,3 % negativ)
  • Entbindung per Kaiserschnitt (66,4 % positiv vs. 53,9 % negativ)
  • erhöhter Blutdruck während der Schwangerschaft (19,1 % positiv vs. 12,4 % negativ)
  • Drogeneinnahme während der Schwangerschaft (43,6 % positiv vs. 31,7 % negativ)
    Signifikante Risikofaktoren für Kinder waren:
  • Blei-Exposition (25,5 % positiv gegenüber 12,3 % negativ)
  • Kinder mit Herzproblemen (38,2 % positiv gegenüber 16,6 % negativ)
  • Stunden, die ein Kind täglich vor dem Fernseher oder Mobiltelefon (beliebige Bildschirme) verbrachte (60,0 % der positiv getesteten Kinder verbrachten mehr als 2 Stunden pro Tag gegenüber 45,7 % negativ).

Die ADHS-Prävalenz bei Medizinstudenten betrug 11,0 %.75

1.7.4. Jordanien

Eine Metastudie von 2 Studien fand für Jordanien eine mittlere Prävalenz von 23,4 % (eine Studie mit 40,6 %, eine Studie 6,2 %).59

2. ADHS-Prävalenzunterschiede nach Ethnie

Die Prävalenz von ADHS unterscheidet sich offenbar zwischen verschiedenen Ethnien.
Da ADHS zu einem großen Teil genetisch bedingt ist, wäre eine unterschiedliche Prävalenz zwischen verschiedenen Ethnien nicht überraschend. Diese lassen sich nach unserer Auffassung nach den vorliegenden Studien auch nicht alleine durch Unterschiede in kultureller Toleranz für externalisierende Symptome und Krankenversicherungshäufigkeit erklären.

Anmerkungen zu den Begriffen Population und Rasse:76

  • Der Begriff Rasse kennzeichnet die Menschheit insgesamt. Es gibt keine unterschiedlichen Menschenrassen.
  • Der englische Begriff Race (Rasse) benennt nicht eine genetische Definition, sondern ein soziales Konstrukt.
  • Die genetischen Unterschiede zwischen Kontinenten sind graduell. Beispielsweise gibt es Menschengruppen in Afrika (z.B. die San), die hellere Haut haben als Menschengruppen in Europa (z.B. in Andalusien). Die helle Hautfarbe der Europäer hat sich erst vor wenigen tausend Jahren ausgebildet. Davor waren alle Menschen mehr oder weniger “schwarz”.
  • Über einen Stammbaum von 4000 Jahren ist jeder Mensch mit jedem anderen Menschen blutsverwandt.

2.1. ADHS-Prävalenzunterschiede nach Ethnie bei Kindern und Jugendlichen

  • Weiße: 16,8 % (Metaanalyse, n = 835.505 Probanden, k = 25 Studien)77
  • Schwarze: 15,9 % (Metaanalyse, n = 218.445, k = 26 )77
  • Asiaten: 12,4 % (Metaanalyse, n = 66.413, k = 7)77
  • Lateinamerikaner: 10,1 % (Metaanalyse, n = 493.417, k = 24)77

Eine Kohortenstudie an schottischen Schulkindern untersuchte die relative Prävalenzverteilung nach Ethnien. 100 % wäre eine gleichmäßige Verteilung. Asiaten und Schwarze hatten somit erheblich seltener ADHS als dies anhand des Probandenanteils zu erwarten gewesen wäre:78

  • Weiße: 102,8 %
  • Andere: 100 %
  • Gemischte: 55,6 %
  • Farbige: 33,3 %
  • Asiaten: 8,3 %

Eine amerikanische Kohortenstudie (n = 17.100) fand:79

  • Weiße 100 % (Vergleichswert)
  • Afroamerikaner: 69 %
  • Hispanoamerikaner: 50 %
  • andere Ethnien: 46 %

Kinder ohne Krankenversicherung wurden seltener diagnostiziert. Weiße erhielten häufiger verschreibungspflichtige Medikamente gegen ein diagnostiziertes ADHS.

Eine amerikanische Multicenterstudie (n = 4.297) fand:80

  • Weiße 100 % (Vergleichswert)
  • Afroamerikaner: 40 % - 42 %
  • Hispanoamerikaner: 37 %

Die Medikamenteneinnahmehäufigkeit im Falle einer ADHS-Diagnose war hier bei weißen Kindern geringfügig niedriger.

2.2. ADHS-Prävalenzunterschiede nach Ethnie bei Erwachsenen

Häufigkeit der innerhalb eines Jahres gegebenen Diagnosen an Patienten, die ein bestimmtes Krankenaktensystem81 nutzen. Es handelt sich hier nicht um die Lebenszeitprävalenz. Studie, n = 5,2 Mio:82

  • Weiße: 0,67 - 1,42 %
  • Indigene: 0,56 %-1,14 %
  • Hispanoamerikaner oder Latinos: 0,25 %-0,65 %
  • Farbige: 0,22 %-0,69 %
  • Asiatisch-Amerikanische Personen: 0,11 %-0,35 %
  • Pazifische Inselbewohner: 0,11 %-0,39 %
  • Individuen anderer Ethnien: 0,29 %-0,71 %

3. Prävalenz nach Lebensumständen

3.1. Gefängnisinsassen (11 % bis 25 %)

Feldprävalenz wird durch Untersuchungen einer repräsentativen Probandengruppe durch Spezialisten ermittelt und ist von der Behandlungsprävalenz (Diagnoseprävalenz) zu unterscheiden, die die Häufigkeit von bestehenden Diagnosen seitens der normalen Ärzteschaft misst und daher deren Kenntnisstand mit bemisst.

  • 54,4 % ADHS-Lebenszeitprävalenz bei spanischen Gefängnisinsassen83 bei einer akuten Prävalenz von 16,4 %. Die Lebenszeitprävalenz einer Achse 1-Störung betrug 81,4 %.
  • 25 % ADHS-Feldprävalenz (“wahre Prävalenz”) unter erwachsenen Gefängnisinsassen in Großbritannien84
  • 22,2 % ADHS-Feldprävalenz in Erwachsenengefängnissen (Metaanalyse, k = 28, n = 7.710)85
  • 17 % ADHS-Feldprävalenz in Kanada (mit strengeren Diagnosekriterien ermittelt)86
  • 16,4 % akute ADHS-Prävalenz bei spanischen Gefängnisinsassen83
  • 11 % ADHS-Feldprävalenz in Frankreich (mit strengeren Diagnosekriterien ermittelt)86
  • 8,3 % ADHS-Feldprävalenz in Erwachsenengefängnissen (Metastudie, k = 11, n = 3.919)87; wurde durch eine weitere Metastudie kritisiert, die unter Erweiterung der verwendeten Daten eine Prävalenz von 22,2 % ermittelte.85

3.2. Flüchtlinge und Asylsuchende unter 18 Jahren

Unter Flüchtlingen und Asylsuchenden unter 18 Jahren fand sich eine ADHS-Prävalenz von 8,6 % (1 bis 16 %), wobei zugleich PTSD (22,71 %), Angststörungen (15,77 %), Depression (13,81 %) und ODD (1,77 %) festgestellt wurden (Metaanalyse, k = 8, n = 779).88 Die hohen Werte von PTSD, Angststörungen und Depressionen könnten unserer Auffassung nach die tatsächliche Prävalenz von ADHS bei der untersuchten Zielgruppe verdeckt haben.

4. Prävalenz unter psychiatrischen Patienten

4.1. Prävalenz in ambulanten psychiatrischen Populationen (17,4 % bis 23,9 %)

Unter Menschen, die in ambulanter psychiatrischer Behandlung sind, fanden sich Prävalenzen von

  • 14,7 bis 26,1 % bei erwachsenen Patienten ambulanter Behandlungszentren (Metaanalyse, k = 14, n = 9.444)89
  • 23,9 % in Frankreich (anhand des ASRS, der als Screeninginstrument die Prävalenz tendenziell überbewertet)90
  • 22 % in Großbritannien (ASRS und WURS).91
  • 21 % in Schweden (WURS)92
  • 17,4 % in Europa (DIVA, DSM 5-Kriterien)93

4.2. Prävalenz in psychiatrischen Kliniken (stationär) (59 %)

Bei erwachsenen stationären Patienten einer deutschen psychiatrischen Klinik wurde bei 59 % ADHS diagnostiziert (12-Monats-Prävalenz).94


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