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Serotonin

Inhaltsverzeichnis

Serotonin

Serotonin ist ein wichtiger Neurotransmitter im Zentralen Nervensystem (ZNS). Es hat zugleich periphere Bedeutung (im Körper). Diese Darstellung bezieht sich auf Serotonin im Gehirn.
Serotonin ist bei vielen neurophysiologischen Mechanismen involviert und hat einen breiten Regelungsbereich. Serotonin ist für die Stressreaktionen der HPA-Achse erforderlich.
Die tonische serotonerge Aktivität ist am höchsten in Phasen erwachenden Arousals, während sie in ruhigem Wachzustand und bei slow-wave-Schlaf verringert ist und während des REM-Schlafs ganz entfällt.1

1. Bildung von Serotonin

Peripher (im Körper) wird Serotonin vornehmlich in den enterochromaffinen Zellen der Darmmukosa synthetisiert.
Es wird im Blut von Thrombozyten und basophilen Granulozyten transportiert und kann so in fast jedem Körpergewebe seine Wirkung entfalten.2
Serotonin wird hauptsächlich in den Zellkörpern von Neuronen der Raphe-Kerne produziert.34

  • Dorsaler Raphe-Kern (DRN)
    • 50 % der DRN-Zellen synthetisieren Serotonin
  • Medialer Raphe-Kern (MRN)
    • 5 % der DRN-Zellen synthetisieren Serotonin

DRN wie MRN projizieren in zahlreiche kortikale und subkortikale Gehirnregionen, insbesondere:5

  • Amygdala
  • Hypothalamus
  • Thalamus
  • Colliculus superior
  • mPFC
  • sensomotorischer Kortex
  • Putamen
  • Nucleus caudatus
  • Septum

Tonische Serotoninfeureung erfolgt in einem Rhythmus von 1 bis 5 Peaks / Sekunde. Die Frequenz der Serotoninausschüttung wird durch Noradrenalin an Adrenozeptoren erhöht und durch Serotonin an den somatodendritischen 5-HT-1A-Autorezeptoren verringert.6 Somatodendritische und präsynaptische Serotoninautorezeptoren sind Teil einer negativen Feedbackschleife, die dazu dient, um eine zu hohe Serotoninproduktion zu begrenzen.7 Diese negative Feedbackschleife ist bei manchen Störungsbildern beeinträchtigt.
Serotonin-Neuronen exprimieren häufig auch andere Neurotransmitter, insbesondere GABA, Glutamat und Stickstoffoxid.8

Die Serotoninbildung wird erhöht durch

  • Vitamin D39 D3 erhöht dadurch (insbesondere im Winter) auch bei gesunden Menschen die Stimmung1011
    In Deutschland leiden 60 % aller Menschen unter D3-Mangel. Insbesondere in den Monaten Oktober bis April reicht die natürliche Sonneneinstrahlungsintensität nicht aus, um genügend D3 zu bilden. Mehr hierzu unter Vitamin D3 im Beitrag Vitamine und Mineralstoffe bei ADHS im Abschnitt Medikamente bei ADHS – Übersicht des Kapitels ADHS – Behandlung und Therapie. ADHS-Betroffene leiden überdurchschnittlich häufig unter D3-Mangel.
  • Acetyl-L-carnitin (0,5 g/kg über 25 Tage) erhöhte bei Mäusen den Serotoninspiegel im Cortex und den Noradrenalinspiegel im Hippocampus.12 GABA, Glutamat und Glutamin blieben unverändert.
  • Zen-Meditation
    Meditation kann den Serotoninspiegel des Gehirns langfristig erhöhen, also nicht nur während der Meditation selbst.13

Die Serotoninbildung wird verringert durch

  • Stress14

2. Regelbereiche von Serotonin

  • Impulskontrolle151617
  • Situationsgerechter Abruf von Verhaltensweisen, besonders auf Emotionen hin18
    • zusammen mit Dopamin
  • Steuerung der Intensität der Stressreaktion18
    • zusammen mit Dopamin
    • 5-HT innerviert insbesondere stark die stressintegrativen Strukturen des Vorderhirns, einschließlich19
      • Hippocampus
      • PFC
      • Amygdala
      • Hypothalamus
    • Eine Deaktivierung (Läsion) der Raphekerne (elektrolytisch oder neurochemisch mittels DHT) vermindert die Reaktionen der HPA-Achse auf Stress durch20
      • Bewegungseinschränkung (Serotoninverringerung vermindert ACTH-Sekretion um 50 %)21
        • dagegen keine Verringerung der ACTH-Sekretion durch 5-HT-Antagonisten auf Schwimmstress, Äther-Behandlung oder Endotoxin.
      • Äther22; anders dagegen 21
      • Gabe des 5-HT-Antagonisten DHT in den PVN in Bezug auf Stress durch Äther22
      • Glutamatgabe in den PVN23
        • was darauf hindeutet, dass Serotonin unmittelbar auf den PVN wirkt und dort Stressreaktionen vermittelt
        • ebenso übrigens auch Noradrenalin (via α1-Adrenozeptoren)24
      • Stimulation des dorsalen Hippocampus22
      • Stimulation der zentralen Amygdala22
        • wobei Serotonin diese stresshemmende Wirkung im PVN via 5-HT-2-Rezeptoren vermittelt24
    • Gabe eines 5HT2-Rezeptorantagonisten in die Amygdala hemmt die ACTH-Synthese auf Lichtstress25
      • Dies deutet darauf hin, dass Serotonin die HPA-Achse auch über limbische Strukturen aktiviert20
  • Emotionen/Gefühlssteuerung1426
    • Affektkontrolle18
      • zusammen mit Dopamin
    • Stimmung14
    • Aggression15161727
    • Ängstlichkeit15161719
    • Antrieb14
    • seelisches Wohlbefinden14
    • Gefühlsgedächtnis im Mandelkern und limbischen System14
  • Kontrolle der Reizstärke28
  • Niedriges Serotoninniveau bewirkt bei ADHS emotionale Defizite29
  • Schmerzwahrnehmung1526
  • Schlaf-Wach-Rhythmus3026
  • Essverhalten1526
  • Sexualverhalten3126
  • Antisoziale Persönlichkeitsstörung32
    Serotonin ist bedeutsam bei der pränatalen Gehirnentwicklung. In der frühen Entwicklung des ZNS beeinflusst Serotonin 17
  • Zellproliferation
  • Zellmigration
  • Zelldifferenzierung

Serotonin erhöht den Prolaktin- und den ACTH-Spiegel.33
Ein Serotoninmangel in der basolatoralen Amygdala bewirkt bei erwachsenen weiblichen Mäusen, die durch chronische 4-Vinylcycloxendiepoxid-Exposition eine Verarmung der Follikel und eine Abnahme der Serum-Östradiol- und Progesteronspiegel erlitten, eine Verringerung der Langzeitpotenzierung durch erhöhte Glutamat- und verringerte GABA-Spiegel, was Angstsymptome auslöst.34

3. Symptome von Serotoninmangel

Serotoninmangel im Gehirn:

  • Antriebsarmut14
  • Traurigkeit14
  • Ängste1435
  • Zwänge1429
  • depressive Verstimmungen / Depressionen1429135
  • Aggression161727135
  • Magen-/Darmbeschwerden14
    • Serotonin regelt als Botenstoff zugleich das Nervensystem des Verdauungstraktes14
    • Ess-Störungen / Sättigung35
  • emotionale Defizite29
  • inadäquate Exekutivfunktionen29
  • Lernschwierigkeiten29
    • Gedächtnisminderung35
  • Impulsinhibitionsprobleme (wenn zugleich Dopamin involviert)13
  • Schlafstörungen35
    Periphere (somatische) Symptome von Serotoninmangel:35
  • Vasokonstriktion (Koronarspasmen)
  • Colon irritabile (Reizdarm)
  • Fibromyalgie (Schmerzempfindlichkeit)
  • Skoliose
  • Thrombose-Neigung (Thrombozytenaggregation)
  • Inflammation (Immun-Dysfunktion)
  • Melatonin-Mangel

Serotoninmangel im Gehirn und im Körper:35

  • Kopfschmerzen
  • Migräne

Auch bei Schizophrenie ist Serotonin involviert.1
Auffällig ist, dass Serotoninmangel einerseits mit internalisierenden Störungsbildern (Depression, Angst) und gleichzeitig mit externalisierenden Störungsbildern (Aggression, Impulskontrolle, antisoziale Persönlichkeitsstörung) assoziiert ist.

4. Serotonin Neurone, Rezeptoren, Transporter

4.1. Serotonin-Rezeptoren

Die nachfolgende Darstellung der Serotonin-Rezeptoren beruht auf Jørgensen.36
Bislang sind 7 Hauptgruppen von Serotoninrezeptoren bekannt, 5-HT-1 bis 5-HT-7. Diese unterteilen sich wiederum in Untergruppen, z.B. 5-HT2a, 5-HT-2b, 5-TH-2c.

4.1.1. 5-HT1A

  • in den dorsalen Raphe-Kernen und im limbischen System
  • prä- und postsynaptisch37
  • hemmt Adenylatcyclase (AC)
    • Hemmung von AC bewirkt Gedächtnis- und Lerndefekte.38
    • Hemmung der AC durch Bindung an den Opiatrezeptor
    • Hemmung der AC trägt zur Entwicklung von Sucht bei38
    • Toxine wie Choleratoxin und Pertussistoxin wirken durch dauerhafte Aktivierung der Adenylatcyclase.38
  • Autorezeptor
    • präsynaptisch auf somatodendritischen Serotonin-Neuronen in den Raphe-Kernen39
    • hemmt die Serotoninproduktion der Raphe-Kerne4039
  • reguliert
    • Stimmung
      • Depression
      • Suizid
    • Angst
    • Temperatur
    • Füttern
    • Bewegung
    • Aggression (5-HT1A-Rezeptor verringert)41
    • Anorexie (5-HT1A-Rezeptor erhöht)42
  • Hohe Dichten von postsynaptischen 5-HT1A-Rezeptoren in:41
    • Hippocampus
    • Septum
    • Amygdala
    • entorhinaler Kortex
    • frontaler Kortex
  • vorwiegend inhibierend40
  • Agonisten:
    • 5-CT
    • 8-OH-DPAT
    • RU 24969
  • Antagonisten:
    • WAY-100635
    • Cyanopindolol
    • Metysergide
  • Stress
    • Akuter Stress verringerte die Genexpression des 5-HT1A-Rezeptors43 während die Genexpression des 5-HT7-Rezeptors in der CA1-Region des Hippocampus anstieg44
    • Corticosteron beeinflusst dosisabhängig 5-HT1A-Rezeptor-vermittelte Reaktionen im Hippocampus der Ratte in vitro und in vivo: Die Aktivierung nur des hochaffinen Mineralocorticoidrezeptors unterdrückt die 5-HT1A-Rezeptor-vermittelten Reaktionen, während die zusätzliche Aktivierung von Glucocorticoidrezeptoren mit niedrigerer Affinität die Wirkung von 5-HT verstärkt.45
    • Durch Glucocorticoide vermittelter chronischer Stress regelte bei Tieren die 5-HT1A-Rezeptoren im Hippocampus herunter.45
  • Funktionelle Variationen im 5-HT1A-Gen (HTR1A) scheinen zusammenzuhängen mit46
    • Persönlichkeitsmerkmalen negativer Emotionalität
    • der Entstehung von Angststörungen
  • 5-HT1A-Aktivierung senkt die NMDA-Rezeptor-vermittelten Ströme in Pyramidenneuronen des PFC.46

4.1.2. 5-HT1B

  • in Substantia nigra, Basalganglien, frontaler Cortex
  • reguliert
    • Neurotransmitterfreisetzung
      • Die Aktivierung von 5-HT1B hemmt die Transmitterfreisetzung.
        Dies verringert die exzitatorische Übertragung in den Thalamocorticalregionen des visuellen und des somatosensorischen Systems erheblich.
        5-HT1B-Rezeptoren scheinen so die Entwicklung des thalamischen Cortex durch Hemmung der Glutamatfreisetzung zu regulieren.46
      • 5-HT filtert glutamatergen Input aus Cortex und Thalamus in die basolaterale Amygdala durch Aktivierung präsynaptischer 5-HT1B-Rezeptoren, nicht durch 5-HT1A-Rezeptoren.47
    • Gefäßfunktionen
  • vorwiegend inhibierend48
  • Agonisten:
    • 5-CT
    • RU 24969
  • Antagonisten:
    • Cyanopindolol

4.1.3. 5-HT2A

  • im Cortex, Hippocampus, Nucleus Caudatus
  • stimuliert Phospholiphase
  • reguliert
    • Schlaf
    • motorische Funktionen
    • Verhalten
  • vorwiegend andere Wirkabläufe erleichternd48
  • Agonisten:
    • DOI
    • mCPP
    • S-α-methyl-serotonin / Sα-methyl-5-HT
  • Antagonisten:
    • Metergoline
    • Metysergide
    • Flourobenzoyl
    • Ketanserin
      • Gabe des 5HT2-Rezeptorantagonisten Ketanserin in die Amygdala hemmt die ACTH-Synthese auf Lichtstress25
        • Dies deutet darauf hin, dass Serotonin die HPA-Achse auch über limbische Strukturen aktiviert20
    • LY 53857
    • Quetiapin, Seroquel (Antipsychotikum)
  • Serotonin bewirkt an 5-HT2A eine Hemmung des Dopaminausstoßes. 5-HT2A-Antagonisten verhindern dies.
  • Serotonin unterstützt die exitatorischen Wirkungen von Glutamat im Nucleus motorius nervi facialis, der motorische Abläufe und die Gesichtsmimik steuert. Diese Unterstützung wird durch 5-HT2-Antagonisten verhindert.49
  • 5-HT2A wie 5-HT2C-Rezeptoren scheinen bei chronischer Aktivierung leicht eine Downregulation vorzunehmen, bei einer chronischen Unteraktivierung jedoch keiner Upregulation zu unterliegen. Zudem führt eine chronische Behandlung mit Serotoninantagonisten zu einer paradoxen Downregulation von 5-HT2A und 5-HT2C-Rezeptoren.40
  • 5-HT2A-Aktivierung erhöht die NMDA-Rezeptor-vermittelten Ströme in Pyramidenneuronen des PFC.((Lesch, Waider (2012): Serotonin in the Modulation of Neural Plasticity and Networks: Implications for Neurodevelopmental Disorders. Neuron VOLUME 76, ISSUE 1, P175-191, OCTOBER 04, 2012 DOI:https://doi.org/10.1016/j.neuron.2012.09.013
  • 5-HT1A- und 5-HT2A-Rezeptoren scheinen im Gehirn zusammenwirken50
    • 5-HT2A- und 5-HT1A-Rezeptoren sind im frontalen Kortex von Nagetieren in hohem Maße kolokalisiert
    • Gleichgewicht zwischen postsynaptischer 5-HT1A- und 5-HT2A-Rezeptoraktivität auf Neuronen kann den absteigenden erregenden Input in limbische und motorische Strukturen modulieren
    • 5-HT1A- und 5-HT2A-Rezeptoren scheinen eine Feinabstimmung der kortikalen Systeme vornehmen, die die Verhaltenshemmung und Selbstkontrolle modulieren.
    • Ein relativer Anstieg der 5-HT1A-Rezeptoraktivität im Vergleich zur 5-HT2A-Rezeptorbindung könnte möglicherweise zur Verhaltenshemmung und Überkontrolle beitragen, die bei Essstörungen häufig zu beobachten sind
    • ein Ungleichgewicht zwischen dem mesial-temporalen (Amygdala) und dem cingulären 5HT1A/2A-Rezeptor könnte ein Merkmal von Anorexie-Untergruppen sein und mit Verhaltenshemmung, Erwartungsangst oder der Integration von Kognition und Stimmung zusammenhängen
    • gemeinsam regulieren sie die Hemmung der Erkundung neuer Umgebungen

4.1.4. 5-HT2B

  • vorwiegend andere Wirkabläufe erleichternd48
  • Agonisten:
    • S-α-methyl-serotonin / Sα-methyl-5-HT

4.1.5. 5-HT2C

  • in Hypothalamus, Limbisches System, Basalganglien
  • reguliert
    • synaptische Plastizität (maßgeblich)46
    • Erektion des Penis
  • vorwiegend andere Wirkabläufe erleichternd48
  • Agonisten:
    • DOI
    • mCPP
    • MK 21
    • S-α-methyl-serotonin / Sα-methyl-5-HT
  • Antagonisten:
    • Metergoline
    • Metysergide
    • Ketanserin
      • Gabe des 5HT2-Rezeptorantagonisten Ketanserin in die Amygdala hemmt die ACTH-Synthese auf Lichtstress25
        • Dies deutet darauf hin, dass Serotonin die HPA-Achse auch über limbische Strukturen aktiviert20
    • LY 53857
    • SB 242084
    • Quetiapin / Seroquel (Antipsychotikum)
  • 5-HT2A wie 5-HT2C-Rezeptoren scheinen bei chronischer Aktivierung leicht eine Downregulation vorzunehmen, bei einer chronischen Unteraktivierung jedoch keiner Upregulation zu unterliegen. Zudem führt eine chronische Behandlung mit Serotonin-Antagonisten zu einer paradoxen Downregulation von 5-HT2A und 5-HT2C-Rezeptoren.40
  • 5-HT2C-Aktivierung erhöht die NMDA-Rezeptor-vermittelten Ströme in Pyramidenneuronen des PFC.46

4.1.6. 5-HT3

  • in Pons, Hirnstamm,36 entorhinaler Cortex, Area postrema40
  • reguliert
    • Erbrechensreflex
    • gastrointestinale Bewegungen (z.B. Darmbewegungen)
    • Kardiovaskuläres System
    • Schmerzwahrnehmung51
    • Belohnungssystem51
    • Kognition51
    • Depression51
    • Angstkontrolle51
  • schnell exzitatorisch wirkend48
  • Agonisten:
    • SR 57227
    • m-CPBG
    • Y-25130
    • Ondansetrone
    • ICS 205-930
  • Stimulation der 5-HT3-Rezeptoren im Striatum erhöht den endogenen Dopaminausstoss.6
  • 5-HT3R-Antagonisten51
    • hemmen die Bindung von Serotonin an postsynaptische 5-HT3-Rezeptor
    • erhöhen die Verfügbarkeitvon Serotonin für andere Rezeptoren wie 5-HT1A, 1B und 1D sowie 5-HT2
    • wirken antidepressiv
    • spielen eine wichtige Rolle bei Stimmungs- und Stressstörungen

4.1.7. 5-HT4

  • in Cortex, Hypothalamus
  • reguliert
    • Gedächtnis
    • Neurotransmitterfreisetzung
  • erleichtert andere Wirkabläufe48
  • Agonist:
    • RS 67506
  • Antagonisten:
    • ICS 205-930
    • RS 2359

4.1.8. 5-HT5A

  • in Cortex, Hippocampus, Hypothalamus
  • reguliert
    • Schlaf
    • motorische Funktionen
    • Verhalten
  • Agonisten:
    • 5-CT

4.1.9. 5-HT5B

  • in den dorsalen Raphekernen, in CA 1-Region des Hippocampus, Riechkolben
  • reguliert
    • unbekannt

4.1.10. 5-HT6

  • in Striatum, Hippocampus, Cortex
  • reguliert
    • cholinerges System
    • Fütterung
  • Antagonisten:
    • Metergoline

4.1.11. 5-HT7

  • in Limbisches System, Nucleus suprachiasmaticus, dorsale Raphekerne
  • reguliert
    • Stimmung
    • Angst
    • Temperatur
    • Schlafzyklen
  • erleichtert andere Wirkabläufe48
  • Agonisten:
    • 5-CT
    • 8-OH-DPAT
  • Antagonisten:
    • Metergoline
    • Metysergide
  • Stress
    • Akuter Stress erhöhte die Genexpression des 5-HT7-Rezeptors in der CA1-Region des Hippocampus,44 während die Genexpression des 5-HT1A-Rezeptors abnahm43

4.2. Wirkung antidepressiver Medikamente und Behandlung auf Rezeptoren

Die nachfolgende Darstellung beruht auf Cooper et al.52

4.2.1. Somatodendritischer 5-HT-1A-Autorezeptor

  • SSRI: Langzeiteinnahme verringert Rezeptorempfindlichkeit
  • MAO-A-Wiederaufnahmehemmer: Langzeiteinnahme verringert Rezeptorempfindlichkeit
  • 5-HT-1A-Agonisten: Langzeiteinnahme verringert Rezeptorempfindlichkeit
  • Trizyklische Antidepressiva: keine Auswirkung
  • Elektrokrampftherapie: keine Auswirkung
    Die Wirkungen von SSRI, MAO-A-Wiederaufnahmehemmern und 5-HT-1A-Agonisten könnten als eine Verringerung der Upregulation des Rezeptors auf Serotoninmangel verstanden werden.

4.2.2. Präsynaptische 5-HT-Autorezeptoren

  • SSRI: Langzeiteinnahme verringert Rezeptorempfindlichkeit
  • MAO-A-Wiederaufnahmehemmer: keine Auswirkung
  • 5-HT-1A-Agonisten: keine Auswirkung
  • Trizyklische Antidepressiva: keine Auswirkung
  • Elektrokrampftherapie: keine Auswirkung

4.2.3. Präynaptische Alpha-2-Adrenozeptoren

  • SSRI: keine Auswirkung
  • MAO-A-Wiederaufnahmehemmer: Langzeiteinnahme verringert Rezeptorempfindlichkeit
  • Elektrokrampftherapie: keine Auswirkung

4.2.4. Postsynaptische 5-HT-Rezeptoren

  • SSRI: keine Auswirkung
  • MAO-A-Wiederaufnahmehemmer: keine Auswirkung oder verringerte Rezeptorempfindlichkeit durch Langzeiteinnahme
  • 5-HT-1A-Agonisten: keine Auswirkung
  • Trizyklische Antidepressiva: Langzeiteinnahme erhöht Rezeptorempfindlichkeit
  • Elektrokrampftherapie: Langzeitbehandlung erhöht Rezeptorempfindlichkeit

4.2.5. Serotoninspiegelveränderung

  • SSRI: Erhöhung
  • MAO-A-Wiederaufnahmehemmer: Erhöhung
  • 5-HT-1A-Agonisten: Erhöhung
  • Trizyklische Antidepressiva: Erhöhung
  • Elektrokrampftherapie: Erhöhung

5. Wiederaufnahme und Abbau von Serotonin

5.1. Serotonintransporter

Psychosozialer Stress führte bei Trägern des S-Allels des Serotonintransporters zu einem signifikant geringeren Volumen der grauen Substanz im präzentralen Gyrus, in den mittleren und oberen frontalen Gyri, im frontalen Pol und im cingulären Gyrus als bei Trägern des L-Allels. Das Volumen der grauen Substanz im frontalen Pol und im vorderen cingulären Gyrus vermittelte die Assoziation dieser Gen-Umwelt-Interaktion mit der Anzahl der ADHS-Symptome.53

Der GR-9β-Haplotyp des Glucocorticoidrezeptor-Gens NR3C1 ist mit erhöhten ADHS-Risiko assoziiert. Bei Trägern dieses Haplotyps korreliert Stressbelastung und ADHS-Schweregrad stärker als bei Nicht-Trägern. Diese Gen-Umwelt-Interaktion ist nochmals verstärkt, wenn diese zugleich Träger des homozygoten 5-HTTLPR L-Allels waren, anstatt des S-Allels. Diese zwei- und dreiseitigen Wechselwirkungen spiegelten sich im Volumen der grauen Substanz des Kleinhirns, des parahippocampalen Gyrus, des intracalcarinen Kortex und des Gyrus angularis. Dies belegt, dass Genvarianten im Stressreaktionsweg der HPA-Achse beeinflussen, wie Stressbelastung auf den Schweregrad von ADHS und die Gehirnstruktur wirkt.54

5.2. Serotoninabbau

Serotonin wird abgebaut durch

  • MAO-A (Hauptabbauweg)
  • MAO-B
  • Aldehyddehydrogenasen
  • Acetylierung
    • darauffolgend Methylierung zu Melatonin durch Serotonin-N-Acetyltransferase (AANAT) und Acetylserotonin-O-Methyltransferase (ASMT) unter Verbrauch des Methylgruppendonators S-Adenosylmethionin (SAM)

Serotonin wird zu 5-HIAA (5-Hydroxyindolylessigsäure) abgebaut.

6. Serotonin und ADHS

ADHS ist vornehmlich dopaminerg, in zweiter Linie noradrenerg bedingt. Es besteht eine weitere, wenn auch geringere, Verbindung zum serotonergen System.
Serotonin ist bei ADHS somit eher nachrangig involviert und soll mehr bei ADHS-I (ohne Hyperaktivität) relevant sein.55

Wir fragen uns allerdings, ob ein Serotoninmangel zu den bei ADHS-HI häufig abgeflachten HPA-Reaktionen beitragen könnte. Offen ist, wie dies mit den bei ADHS-I häufig überhöhten HPA-Achsen-Reaktionen in Übereinstimmung gebracht werden kann.

Eine Studie an Kindern mit ADHS fand, dass eine erhöhte Methylierung des Promotors des Serotonin-Transporter-Gens mit erhöhter Hyperaktivität und Impulsivität und vermehrte impulsiver Fehler in einer Daueraufmerksamkeitsaufgabe korrelierte.56 Eine andere Studie fand demgegenüber, dass eine niedrigere Methylierung des Serotonin-Transporter-Gens (und des DRD4-Gens) bei Neugeborenen mit erhöhten ADHS-Symptomen im Alter von 6 Jahren korrelierte.57
Empirisch ist eine Wirkung von serotonergen Medikamenten auf Impulsivität bekannt.

Die vornehmlich im Striatum befindlichen Dopamintransporter (DAT), die bei ADHS überaktiviert sind, haben im Striatum zugleich eine serotonerge Affinität, nehmen also auch Serotonin wieder auf,58 zumindest wenn die Serotonintransportertätigkeit eingeschränkt ist.59
Eine direkt im Striatum verursachte Serotoninerhöhung erhöhte zugleich die Dopaminkonzentration im Striatum.60

Die Einnahme von Methylphenidat soll Auswirkungen auf den Serotoninspiegel haben.29

7. Weitere psychische Störungen aufgrund Fehlfunktionen des serotonergen Systems

  • Depression6162
  • Angststörungen462
  • Schizophrenie462
  • Suchterkrankungen462
  • kindlicher Autismus63641765
  • Essstörungen62
  • Erbrechen62
  • Zwangsstörungen6762
  • Krebs62
  • Circadiane Rhythmusstörungen62
  • Entwicklungsstörungen62
  • Migräne62
  • Neurodegenerative Störungen62
  • Muskelzuckungen (Myoclonus)62
  • Schmerzempfindlichkeit62
  • Prämenstruelles Syndrom62
  • Posttraumatische Belastungsstörung62
  • Sexuelle Störungen62
  • Schlafstörungen62
  • Stressstörungen62
    • Die Aktivierung von Serotonin 5-HT-1A -Rezeptoren im dorsomedialen Hypothalamus hemmt bei Ratten die stressinduzierte Aktivierung der HPA-Achse.68

8. Behandlung mittels serotonerger Medikamente (Störungsbilder)

  • Depression67
  • Zwangsstörungen67
  • Angst- und Panikstörungen67

  1. Cooper, Bloom, Roth (2003): The Biochemical Basis of Neuropharmacology, Seite 291

  2. DocCheck Flexikon: Serotonin. Deutsch

  3. De Deurwaerdère P, Di Giovanni G (2017): Serotonergic modulation of the activity of mesencephalic dopaminergic systems: Therapeutic implications. Prog Neurobiol. 2017 Apr;151:175-236. doi: 10.1016/j.pneurobio.2016.03.004. PMID: 27013075. REVIEW

  4. Lesch (2001): Serotonergic gene expression and depression: implications for developing novel antidepressants. Journal of Affective Disorders 2001;62:57-76

  5. Hale MW, Lowry CA (2011): Functional topography of midbrain and pontine serotonergic systems: implications for synaptic regulation of serotonergic circuits. Psychopharmacology (Berl). 2011 Feb;213(2-3):243-64. doi: 10.1007/s00213-010-2089-z. Epub 2010 Nov 19. PMID: 21088958. REVIEW

  6. Cooper, Bloom, Roth (2003): The Biochemical Basis of Neuropharmacology, Seite 290, 295

  7. Cooper, Bloom, Roth (2003): The Biochemical Basis of Neuropharmacology, Seite 290

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