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L-Theanin bei ADHS

Inhaltsverzeichnis

L-Theanin bei ADHS

Theanin (L-Theanin, 5-N-Ethyl-L-Glutamin, Delta-glutamylethylamid; Gamma-glutamylethylamid) ist eine Aminosäure, die in grünem Tee vorkommt.1
Theanin passiert die Blut-Hirn-Schranke.2

1. Neurophsiologische Wirkung von Theanin

L-Theanin wirkt neurophysiologisch als:

  • Glutamat-Wiederaufnahme-Hemmer3
    • Theanin wirkt stark auf den Glutamin-Transporter und hemmt die Glutaminwiederaufnahme, was wiederum die Umwandlung von Glutamin in Glutamat durch Glutaminase unterdrückte.2
  • kompetitiver niedrig affiner Glutamat-Rezeptor-Antagonist im Hippocampus3
    • sehr schwach antagonistisch auf Glutamat-AMPA- und Glutamat-Kainat-Rezeptoren.2
  • bindet an GABA-A Rezeptoren3
  • erhöhte die Genexpression mit großer Effektstärke4
    • im Hippocampus
      • EGR1 (Early growth response protein 1; auch ZNF268 = Zinc finger protein 268 oder NGFI-A = Nerve growth factor-induced protein A)
      • MAO-A (Monoaminoxidase A; baut Serotonin, Dopamin und Noradrenalin ab)
      • ANXA9 (Annexin A9)
      • S100a10 (Calcium-binding protein A10; P11)
      • GABRB2 (GABA-A Rezeptor Beta-2 Untereinheit)
      • CHRM2 (Muskarinischer Acetylcholin-Rezeptor M2)
    • in der Amygdala
      • GABRA4 (GABA-A Rezeptor Alpha-4 Untereinheit)
      • SLC5A7 (Hochaffiner Cholin-Transporter; solute carrier family 5 member 7)
      • DRD2 (D2-Dopaminrezeptor-Gen)
      • DRD1a (D1a-Dopaminrezeptor-Gen)
      • GLRA2 (Glycin-Rezeptor Alpha 2)
      • CHRNA6 (Nikotinrezeptor / Cholin-Rezeptor Alpha 6)
      • HTR3A (Serotonin-3A-Rezeptor)
      • CHRNB4 (Nikotinrezeptor / Cholin-Rezeptor Beta 4)
      • GABRD (GABA-A Rezeptor Untereinheit Delta)
      • PRIMA1 (Proline Rich Membrane Anchor 1)
      • CHRNA3 (Nikotinrezeptor / Cholin-Rezeptor Alpha 3)

L-Theanin sei in täglichen Dosen von 200 bis 400 mg über einen Zeitraum von bis zu 8 Wochen sicher.5

2. Verhaltenswirkung von Theanin

Theanin wirkt beruhigend und entspannend,6 dies zudem besser als das Benzodiazepin Alprazolam, jedoch nicht anxiolytisch.7 Nach anderen Studien wirkt Theanin anxiolytisch und stresshemmend,5 wobei die anxiolytische Wirkung nicht durch Einwirkung auf den GABA-A-Rezeptor zu erfolgen scheint.8
Koffein und Gallat-Catechine, die in Tee reichlich vorkommen, hemmen die entspannende Wirkung von Theanin.9

Theanin hemmte bei älteren Personen die Verschlechterung kognitiver Funktionen2 und könnte aufgrund neuroprotektiver Effekte Parkinson-vorbeugend wirken.10

L-Theanin-Verabreichung förderte die Freisetzung von Dopamin und Noradrenalin im Hippocampus von Mäusen und stimulierte die Protein-Kinase-A-(PKA)-Phosphorylierung. Die durch L-Theanin verbesserte Langzeitpotenzierung im Hippocampus in einem Alzheimer-Mausmodell konnte durch einen PKA-Inhibitor beeinträchtigt werden. Wahrscheinlich verbessert L-Theanin das Gedächtnis und die Langzeitpotenzierung im Hippocampus von Alzheimer-Mäusen über den Dopamin-D-1/D-5-Rezeptoren-PKA-Pfad. L-Theanin könnte als ein Kandidat für die Behandlung von Alzheimer in Betracht kommen.11

Theanin wirkte einem durch Koffein induzierten Blutdruckanstieg entgegen, hatte jedoch keinen Einfluss auf die Stimmung.12

3. L-Theanin bei ADHS

Anscheinend erhöht Theanin den Dopaminspiegel im Striatum. Bis auf verbesserte Lernfähigkeiten war das Verhalten der Mäuse, die 3 Monate lang Theanin erhielten, unverändert.13

Eine direkte Theanin-Gabe in das Striatum von Mäusen erhöhte Dopamin dosisabhängig signifikant. Der Dopaminanstieg wurde durch einen zuvor gegebenen kalziumfreien Ringpuffer gedämpft. Enthielt der Ringpuffer zusätzlich den Nicht-NMDA-Glutamatrezeptor-Antagonisten MK-801, blieb die signifikante Dopaminerhöhung durch L-Theanin erhalten. Wurde stattdessen ein NMDA-Glutamatrezeptor-Antagonist gegeben, hemmte dies die theanininduzierte Dopaminfreisetzung im Striatum signifikant. Theanin veränderte die Konzentrationen von Noradrenalin, 3,4-Dihydroxyphenylessigsäure (DOPAC) und 5-Hydroxyindolessigsäure (5HIAA) nur im Striatum, nicht aber in anderen Gehirnregionen.
Theanin verursachte einen signifikanten Anstieg von Serotonin und Dopamin im Gehirn, insbesondere in Striatum, Hypothalamus und Hippocampus.14

Eine sehr kleine Studie an 5 Jungen mit ADHS untersuchte die Wirkung von L-Theanin (2,5 mg/kg) und Koffein (2,0 mg/kg) (Alternativ, kombiniert und gegen Placebo):15

L-Theanin allein

  • verbesserte die Gesamtkognition
  • verschlechtere tendenziell die inhibitorischen Kontrolle (erhöhte Stopp-Signal-Reaktionszeit)

Koffein allein

  • verschlechtere die inhibitorischen Kontrolle

L-Theanin und Koffein kombiniert

  • verbesserte die kognitive Gesamtleistung
  • verbesserte die die Signalsensitivität auf das Go-Signal (die d-prime im Go/NoGo-Task)
  • verbesserte tendenziell die inhibitorischen Kontrolle
  • verringerte die aufgabenbezogenen Reaktivität des Default-Mode-Networks, das mit dem Umherschweifen der Gedanken assoziiert ist

Eine randomisierte placebokontrollierte Studie fand eine verbesserte gerichtete Aufmerksamkeit durch L-Theanin und noch mehr durch eine Kombination von L-Theanin mit Koffein.16

400 mg L-Theanin (je 200 mg morgens und mittags) verbesserte in einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie bei Jungen mit ADHS die Schlafqualität. Actigraph-Messungen zeigten einen signifikant höheren Prozentsatz an Schlaf und Schlafeffizienz erreichten, zusammen mit einem nicht signifikanten Trend zu weniger Aktivität während des Schlafs. Schlaflatenz und andere Schlafparameter blieben unverändert. Es traten keine nennenswerten unerwünschten Ereignisse auf.17

Es gibt keine Untersuchungen über die Verwendung von L-Theanin bin Bezug auf andere ADHS-Symptome.


  1. Alramadhan, Hanna, Hanna, Goldstein, Avila, Weeks (2012): Dietary and botanical anxiolytics. Med Sci Monit. 2012 Apr;18(4):RA40-8.

  2. Kakuda (2011): Neuroprotective effects of theanine and its preventive effects on cognitive dysfunction. Pharmacol Res. 2011 Aug;64(2):162-8. doi: 10.1016/j.phrs.2011.03.010.

  3. Anas Sohail, Ortiz, Varghese, Fabara, Batth, Sandesara, Sabir, Khurana, Datta, Patel (2021): The Cognitive-Enhancing Outcomes of Caffeine and L-theanine: A Systematic Review. Cureus. 2021 Dec 30;13(12):e20828. doi: 10.7759/cureus.20828. PMID: 35111479; PMCID: PMC8794723. REVIEW

  4. Ceremuga, Martinson, Washington, Revels, Wojcicki, Crawford, Edwards, Kemper, Townsend, Herron, Ceremuga, Padron, Bentley (2014)_- : Effects of L-theanine on posttraumatic stress disorder induced changes in rat brain gene expression. ScientificWorldJournal. 2014;2014:419032. doi: 10.1155/2014/419032. PMID: 25165739; PMCID: PMC4137547.

  5. Lopes Sakamoto, Metzker Pereira Ribeiro, Amador Bueno, Oliveira Santos (2019): Psychotropic effects of L-theanine and its clinical properties: From the management of anxiety and stress to a potential use in schizophrenia. Pharmacol Res. 2019 Sep;147:104395. doi: 10.1016/j.phrs.2019.104395. PMID: 31412272. REVIEW

  6. Weeks (2009): Formulations of dietary supplements and herbal extracts for relaxation and anxiolytic action: Relarian. Med Sci Monit. 2009 Nov;15(11):RA256-62.

  7. Lu, Gray, Oliver, Liley, Harrison, Bartholomeusz, Phan, Nathan (2004): The acute effects of L-theanine in comparison with alprazolam on anticipatory anxiety in humans. Hum Psychopharmacol. 2004 Oct;19(7):457-65.

  8. Heese, Jenkinson, Love, Milam, Perkins, Adams, McCall, Ceremuga (2009): Anxiolytic effects of L-theanine–a component of green tea–when combined with midazolam, in the male Sprague-Dawley rat. AANA J. 2009 Dec;77(6):445-9.

  9. Unno, Yamada, Iguchi, Ishida, Iwao, Morita, Nakamura (2017): Anti-stress Effect of Green Tea with Lowered Caffeine on Humans: A Pilot Study. Biol Pharm Bull. 2017;40(6):902-909. doi: 10.1248/bpb.b17-00141. PMID: 28566632.

  10. Cho, Kim, Lee, Park, Kim, Chun (2008): Protective effect of the green tea component, L-theanine on environmental toxins-induced neuronal cell death. Neurotoxicology. 2008 Jul;29(4):656-62. doi: 10.1016/j.neuro.2008.03.004.

  11. Zhu, Yang, Xie, Wan (2018): Synaptic modification by L-theanine, a natural constituent in green tea, rescues the impairment of hippocampal long-term potentiation and memory in AD mice. Neuropharmacology. 2018 Aug;138:331-340. doi: 10.1016/j.neuropharm.2018.06.030.

  12. Rogers, Smith, Heatherley, Pleydell-Pearce (2008): Time for tea: mood, blood pressure and cognitive performance effects of caffeine and theanine administered alone and together. Psychopharmacology (Berl). 2008 Jan;195(4):569-77.

  13. Yokogoshi, Terashima (2000): Effect of theanine, r-glutamylethylamide, on brain monoamines, striatal dopamine release and some kinds of behavior in rats. Nutrition. 2000 Sep;16(9):776-7.

  14. Yokogoshi, Kobayashi, Mochizuki, Terashima (1998): Effect of theanine, r-glutamylethylamide, on brain monoamines and striatal dopamine release in conscious rats. Neurochem Res. 1998 May;23(5):667-73.

  15. Kahathuduwa, Wakefield, West, Blume, Dassanayake, Weerasinghe, Mastergeorge (2020): Effects of L-theanine-caffeine combination on sustained attention and inhibitory control among children with ADHD: a proof-of-concept neuroimaging RCT. Sci Rep. 2020 Aug 4;10(1):13072. doi: 10.1038/s41598-020-70037-7. PMID: 32753637; PMCID: PMC7403383.

  16. Kahathuduwa, Dhanasekara, Chin, Davis, Weerasinghe, Dassanayake, Binks (2018): l-Theanine and caffeine improve target-specific attention to visual stimuli by decreasing mind wandering: a human functional magnetic resonance imaging study. Nutr Res. 2018 Jan;49:67-78. doi: 10.1016/j.nutres.2017.11.002. Epub 2017 Nov 16. PMID: 29420994.

  17. Lyon, Kapoor, Juneja (2011): The effects of L-theanine (Suntheanine®) on objective sleep quality in boys with attention deficit hyperactivity disorder (ADHD): a randomized, double-blind, placebo-controlled clinical trial. Altern Med Rev. 2011 Dec;16(4):348-54. PMID: 22214254.

Diese Seite wurde am 04.10.2023 zuletzt aktualisiert.