Amisulprid bei ADHS
Amisulprid ist ein atypisches Antipsychotikum.
Amisulprid ist ein Dopamin-Rezeptor-Antagonist.1
Niedrig dosiert (z.B. 100 mg): vornehmlich Blockade der präsynaptischen (Sendenerv) D2- und D3-Wiederaufnahmerezeptoren. Dadurch verbleibt mehr Dopamin im synaptischen Spalt zur Aufnahme an der Postsynapse (Empfängernerv), was die ADHS-Symptome lindern kann.
Hochdosiert: Blockade der postsynaptischen D2/D3-Rezeptoren im limbischen System.
Höher dosiert (400 mg) kann Amisulprid die überhöhte Affinität zu drogenassoziierten Stimuli (cue reactivity) und die Unfähigkeit, verzögerte Belohnungen zu ertragen (Belohnungsverzögerungsaversion) deutlich verbessern. Während die cue reactivity genauso gut verbessert wurde wie durch einen unspezifischen Opioid-Rezeptor-Antagonisten (Naltrexone, 50 mg), fiel die Verbesserung der Belohnungsverzögerungsaversion durch Amisulprid deutlich besser aus.2
Amisulprid wird vorwiegend eingesetzt bei Schizophrenie. Schizophrenie ist hinsichtlich der Negativsymptome durch Dopaminmangel, hinsichtlich der Positivsymptome von Dopaminüberschuss in den relevanten Gehirnbereichen gekennzeichnet.
Einige der Negativsymptome von Schizophrenie lassen sich in ähnlicher Form auch im Spektrum der ADHS-Symptome wiederfinden.
Amisulprid ist kein typisches ADHS-Medikament.
Edel, Vollmoeller (2006): Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung bei Erwachsenen, Seite 45 ↥
Weber, Beck-Schimmer, Kajdi, Müller, Tobler, Quednow (2016): Dopamine D2/3- and μ-opioid receptor antagonists reduce cue-induced responding and reward impulsivity in humans. Transl Psychiatry. 2016 Jul 5;6(7):e850. doi: 10.1038/tp.2016.113 ↥